Der Waldrapp

Seit 2003 engagieren sich Tierschützer in Südspanien für die Wiederansiedlung auf einem Gebiet in der Nähe der Stadt Jerez de la Frontera. Im Dezember 2019 traten erstmals Berliner Waldrappen ihren Weg in das über 2.800 Kilometer weit entfernte Gebiet an.

Vogel der Herzen

Ein faltiger, roter Glatzkopf, ein paar wild vom Hinterkopf abstehende Federn und ein deutlich gekrümmter Schnabel – die meisten würden den Waldrapp nicht als traditionelle Schönheit bezeichnen. Für Artenschützer gilt der Waldrapp jedoch als Vogel der Herzen, denn er zählt zu den seltensten Vögeln der Welt. Nun sind sieben Waldrappe aus dem Tierpark Berlin für eine Wiederansiedlung nach Südspanien gereist.

Fast verschwunden

Einst lebte der kurios aussehende Waldrapp in einem riesigen Gebiet – bis ins 17. Jahrhundert waren Brutkolonien auf dem Balkan, in Ungarn, Italien, Österreich, der Schweiz, Süddeutschland, in Nordafrika und dem Nahen Osten zu finden. Heute ist die Vogelart bis auf eine kleine Kolonie aus rund 500 Tieren in den Bergen Marokkos und noch kleinere Restpopulationen im Nahen Osten beinahe aus ihrem natürlichen Lebensraum verschwunden.

Und doch gerettet..

Dank der umfangreichen Erhaltungszucht in zoologischen Einrichtungen, konnte der Waldrapp bisher vor der gänzlichen Ausrottung bewahrt werden. In Zoos und Tierparks leben weltweit inzwischen mehr als 2.000 Vögel.

Seit 2003 engagieren sich Tierschützer in Südspanien für die Wiederansiedlung auf einem Gebiet in der Nähe der Stadt Jerez de la Frontera. Mit Erfolg: 2008 wurde das erste Nest aus in Zoos geschlüpften, ausgewilderten Waldrappe registriert.

Im Dezember 2019 traten erstmals Berliner Waldrappe den Weg in ihre über 2.800 Kilometer weit entfernte neue Heimat an. „Ein herzlicher Dank geht an das gesamte Team, welches sich – teils seit etlichen Jahren – engagiert, um bedrohten Arten eine Zukunft zu sichern. Auch wenn dies manchmal ein aufwändiger und steiniger Weg ist “, erklärt Zoo- und Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. Eine schonende Rückführung in die Natur ist essentiell für eine erfolgreiche Auswilderung.

Die ersten Wochen verbringen die sieben Berliner Waldrappe im Zoobotánico Jerez um sich an die dortigen Gegebenheiten zu gewöhnen, bis sie voraussichtlich im Dezember in die Eingewöhnungsvolieren gebracht und darauffolgend nahe der Atlantikküste wieder angesiedelt werden.

Vernetzte Vögel

„Wir freuen uns sehr, dass wir den Werdegang unserer Jungvögel, deren Aufwachsen wir seit ihrem Schlupf begleitet haben, auch zukünftig verfolgen können. Ein Teil der Tiere wird mit GPS-Sendern ausgerüstet“, erklärt der zuständige Kurator Matthias Papies. Waldrappe werden auch weiterhin im Tierpark Berlin zu sehen sein, insgesamt leben dort fünf Brutpaare.

Breit angelegter Speiseplan

Die etwa gänsegroßen Vögel schließen sich im natürlichen Lebensraum zu Kolonien von mehreren Dutzend bis über hundert Exemplaren zusammen. Um an seine Nahrung zu gelangen, stochert der Waldrapp mit seinem langen, gebogenen Schnabel in der Erde. Auf seinem Speiseplan stehen größtenteils Insekten und deren Larven, Würmer, Schnecken, seltener jedoch auch kleine Säugetieren, Reptilien und Amphibien sowie vereinzelt pflanzliche Nahrung.

Text: Red, Bild: Tierpark Berlin