Tegel hat mehr zu bieten als seinen ehemaligen Flughafen und das riesige Rollfeld: kultivierte und wilde Natur sowie den zweitgrößten See Berlins – mit Uferwegen, Promenaden, mit Häfen und kleinen Reedereien. Und ein Schloss, in dessen Nähe Berlins ältester Baum wurzelt.
Vom U-Bahnhof Alt-Tegel geht es auf der gleichnamigen Straße, vorbei am alten Dorfanger mit Dorfkirche, direkt an den Tegeler See. Der Ausläufer der Havel ist mit einer Fläche von 450 Hektar der zweitgrößte See Berlins. An der Greenwichpromenade, benannt nach Reinickendorfs Partnerbezirk in London, warten die Schiffe darauf, mit „Rundfahrern“ in See zu stechen. Ein Stück weiter die Promenade entlang, gelangt man zur Sechserbrücke: Die rote Fachwerkbogenbrücke aus Stahl überspannt die Zufahrt zum Tegeler Hafen und Fließ in einer Länge von 91 Metern. Bevor sie 1909 gebaut wurde, musste man mit einem Boot übersetzen. Die Seepromenade führt danach bis zur nördlichen Bucht, der Großen Malche.
Steinerner Wegweiser führt zur Dicken Marie
An der nördlichsten Spitze des Tegeler Sees weist der „Erzengel von Heiligensee“, eine übermannshohe archaische Steinfigur, den Spaziergängern den Weg zur Dicken Marie, die bei einem Umfang von 6,65 Metern und mit ihren 900 Jahren Berlins älteste Stieleiche sein soll. Namensgeber der behäbigen Dame waren übrigens die bekannten Naturwissenschaftler und Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt. Ihre Erben wohnen bis heute im nah gelegenen Schloss Tegel mit Park.
Zu dem 1824 von Schinkel gebauten Privatschloss an der Adresse Adelheidallee 19–21 gehört ein Park mit Familiengrabanlage und Eichenhain. Schlossführungen werden hier in den Monaten Mai bis September angeboten. Am Ende der Karolinenstraße, direkt beim Schlosspark steht die denkmalgeschützte „Alte Waldschänke“ von 1650. Berlins älteste Gaststätte – ein Fachwerkhaus mit Firstgebälk und lauschigem Biergarten diente einst als Arbeiterwohnhaus und Kutschkneipe für vorbeifahrende Händler, die ihre Waren nach Berlin brachten. Auf Höhe der Waldhütte geht es links zur Halbinsel Reiherwerder. Hier ließ Ernst Borsig, einer der größten Eisenbahnbauer der Welt, 1913 die Villa Borsig bauen.
Und noch ein Rekord
Nach einem kleinen Badestrand, vorbei am Wildgehege mit Dam- und Muffelwild, könnte man jetzt noch stundenlang in der riesigen, ungezähmten Waldfläche des Tegeler Forstes weiterwandern. Im südlichen Forst grüßt Maries „große“ Schwester: Die Burgsdorf-Lärche (1795) ist mit 43 Metern Berlins höchster Baum.
Den Startpunkt dieses Ausflugs nach Reinickendorf erreicht man bestens per U-Bahn. Ab dem U-Bahnhof Alt Tegel sollten Wanderer und Spaziergänger mindestens ein bis zwei Stunden mitbringen. Eine ausgiebige Wanderung kann auch schon einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.
Infos zu den Schlossführungen erhalten Sie unter (030) 434 31 56. Öffnungszeiten der Alten Waldschänke ebenfalls per Telefon: (030) 43 73 06 79.
Der Ausflugführer zu Berlins grünen Oasen
„Berlin. Der grüne Stadtausflug“ präsentiert die 61 schönsten Ausflüge zu den grünen Oasen in ganz Berlin und der nahen Umgebung: einmalige Aussichtspunkte, Wälder, Seen und Flüsse warten darauf, entdeckt zu werden. Zu jedem grünen Stadtausflug finden sich Hinweise auf spannende Sehenswürdigkeiten. Für die Pausen unterwegs halten die beiden Autorinnen ausgewählte Einkehrtipps parat.
Berlin ist eine der grünsten Metropolen der Welt. Moderne Gärten, klassische Parks, Freilichtmuseen und lauschige botanische Kleinode finden sich an vielen Orten. Kultur und Natur verbinden die Ausflüge zum mittelalterlichen Museumsdorf Düppel, zur alternativen ufaFabrik in Tempelhof und zum Museumspark Rüdersdorf mit seinen Industriedenkmälern.
Mit dabei sind auch „Klassiker“ wie die romantische Pfaueninsel oder der barocke Schlosspark Charlottenburg. Zudem erkundet das Buch wenig bekannte, kleine Paradiese wie den nostalgischen Schustehruspark mit seinen historischen Laternen oder den Körnerpark, der Erholung und neobarocke Eleganz mitten im trubeligen Neukölln verspricht.
14,95 Euro, 168 Seiten
ISBN: 978-3-945983-55-3
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Datum: 8. April 2021, Text: red, Bild: Bild: IMAGO/Schöning