
Taubenkot ist vor allem an S-Bahnhöfen und Bahnbrücken ein Problem. Eine Lösung sieht der Bezirk in privaten Initiativen.
Stadttauben sind aus urbanen Räumen nicht wegzudenken. Und doch sorgen die Tiere immer wieder für Ärger. Besser gesagt: ihre Hinterlassenschaften. Taubenkot ist bekanntlich nicht nur unansehnlich. Weil die Kleckse Salpetersäure enthalten, setzen sie Sandstein, Beton und Ziegeln ebenso zu wie Dachrinnen und Alublechen. Ganz zu schweigen von rutschigen Hindernissen auf dem Gehweg oder unappetitlichen Spritzern auf der Bekleidung.
Davon können nicht nur die Innenstadtbezirke ein Lied singen, sondern unter anderem auch Steglitz-Zehlendorf. Zum Beispiel an der Brücke der Stadtautobahn an der Kieler Straße. Anwohner Burkhard Dudek will dort rund 300 Tauben auf dem Vorsprung und drumherum gezählt haben. „Deren Kot verteilt sich auf der Straße und auf geparkten Autos, aber auch Passanten sind immer wieder betroffen“, berichtet er.
Anwohner will Füttern der Tauben verbieten lassen
Ähnlich sei die Lage an der Autobahnbrücke über der Albrechtstraße. Immer wieder würden Tierfreunde an der Kieler Straße Wasser und Futter für die Vögel deponieren. „Um gegen die Taubenplage vorzugehen, wäre ein Fütterungsverbot, das in anderen Städten üblich ist, ein erster Schritt“, so Dudek. Hinweise ans Bezirksamt seien im Sande verlaufen.
Längst hat das Thema die politische Ebene erreicht. Probleme mit Tauben sieht der CDU-Bezirksverordnete Jens Kronhagel im Bereich der größeren Plätze und an den S- Bahnhöfen Rathaus Steglitz und Feuerbachstraße. Um Abhilfe zu schaffen, wären, nach dem Vorbild des S-Bahnhofs Schöneberg, betreute Taubenschläge sinnvoll, sagt er. Doch wer soll diese finanzieren und unterhalten?
Stadtrat schließt betreute Taubenschläge aus
Kronhagel erkundigte sich bei Ordnungsstadtrat Michael Karnetzki (SPD) nach dem aktuellen Stand des Taubenmanagements im Bezirk. Karnetzkis Antwort auf eine parlamentarische Anfrage ist lediglich zu entnehmen, dass vom Bezirk betreute Taubenschläge wegen fehlender Mittel nicht in Planung sind und auch ein Taubenturm, wie er beispielsweise in Charlottenburg-Wilmersdorf existiert, für die Verwaltung nicht infrage kommt. Bei Taubenhaus-Projekten steht der Bezirk „einer privaten Initiative offen gegenüber“, so Karnetzki.
Letzteren Punkt hält Kronhagel für zu kurz gegriffen. „Der Stadtrat ist offen für private Initiativen, unternimmt aber keine Versuche, diese zu fördern oder zu initiieren“, kritisiert er. Private Initiativen seien immer wünschenswert, „zumal die Betreuung von Taubenschlägen die personelle Kapazität des Ordnungsamtes übersteigen dürfte“. Kronhagel spricht sich für eine Kooperation mit den betroffenen Eigentümern aus. Im Fall der S-Bahnhöfe wäre dies die Deutsche Bahn. „Hier könnten sich möglicherweise Synergieeffekte mit der Verwaltung ergeben.“
Datum: 10. November 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: imago images/Gottfried Czepluch