Mit einem Festakti wird die Eröffnung des jüdischen Synagogenzentrums gefeiert
Mit einem Festakti wird die Eröffnung des jüdischen Synagogenzentrums gefeiert Foto: Patrick Pleul/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Sie gilt als Meilenstein für die jüdische Gemeinschaft gerade auch in Zeiten des wachsenden Antisemitismus. In Potsdam wird am Donnerstag eine neue Synagoge eingeweiht. Zum Festakt werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte den Bau «ein wichtiges Zeichen gegen wieder aufkeimenden Hass und Hetze, denen Jüdinnen und Juden ausgesetzt sind».

Die Pläne für ein solches Bauvorhaben in der brandenburgischen Landeshauptstadt reichen fast 20 Jahre zurück, lagen wegen Streitigkeiten innerhalb der jüdischen Gemeinden zwischenzeitlich auf Eis. Nun haben Jüdinnen und Juden fast acht Jahrzehnte nach der Zerstörung der Synagoge 1945 wieder ein eigenes Haus für Gottesdienste und Gemeindeleben. 

«Die jüdischen Gemeinden in Potsdam haben nun ein Herzstück», sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der dpa kurz vor der Einweihung. «Eine zureichende religiöse Infrastruktur fehlt in Ostdeutschland an vielen Stellen. Die Synagoge wird das jüdische Gemeindeleben hör- und sichtbarer machen.» 

Das rund 17,5 Millionen Euro teure Haus in Sichtweite des Landtags in der Innenstadt sollen vier jüdische Gemeinden mit um die 800 Mitgliedern gemeinsam nutzen. Die streng orthodoxe Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburg ist nicht beteiligt. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ist Träger des Synagogenzentrums, nachdem es unter den Gemeinden immer wieder Streit gab. Gebaut und finanziert hat es das Land Bandenburg. 

Kulturministerin: Geboten, dass Staat Synagogen unterstützt

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte dem «Tagesspiegel», es sei «völlig richtig und sogar geboten», dass der Staat dafür Sorge trage, dass Jüdinnen und Juden in diesem Land wieder Synagogen bekämen. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte: «Die Synagoge hat nun ihren dauerhaften Platz in unserer Stadt gefunden – dort, wo sie hingehört: in die Mitte Potsdams.» 

Angesichts des wachsenden Antisemitismus gilt es als wichtiges Zeichen, Jüdinnen und Juden wieder einen eigenen Ort für ihr religiöses und kulturelles Leben zu geben. Der Konflikt im Nahen Osten ist inzwischen auch an deutschen Hochschulen angekommen. Immer wieder gab es Proteste gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und Aktionen Studierender für eine Solidarität mit den Palästinensern.

Novum: Ein Zentrum für vier jüdische Gemeinden

Lange war das Synagogen-Projekt von Querelen überschattet. Nun gilt es auch als Besonderheit, dass mehrere Gemeinden in einem Haus zusammengeführt werden. Sie sollen in der neuen Synagoge etwa gemeinsam Schabbat feiern. Der Träger, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, entscheidet über die Vergabe der Räume und die Strukturierung des Angebots. 

Neben den Gebetsräumen hat das Gebäude einen Veranstaltungssaal, ein Besuchercafé, Büroräume, eine Bibliothek sowie Musik- und Kunsträume. Auf einer Dachterrasse können religiöse Feste gefeiert werden. Das jüdischen Synagogenzentrum ist auch angesichts der gestiegenen Bedrohung seit dem Angriff der Hamas auf Israel stark gesichert – etwa mit Panzerglas und einer Sicherheitsschleuse. 

Die alte Potsdamer Synagoge war während der Novemberpogrome 1938 geschändet und im April 1945 bei einem Luftangriff zerstört worden. Im vergangenen Jahr wurden in Dessau und im Zentrum Magdeburgs neue Synagogen eröffnet. In Brandenburg gibt es noch in Cottbus und Oranienburg eine eigene Synagoge, zudem eine an der Universität Potsdam, die etwa zur Ausbildung genutzt wird.