Spaniens Marc Cucurella (l) und Kroatiens Lovro Majer kämpfen um den Ball.
Spaniens Marc Cucurella (l) und Kroatiens Lovro Majer kämpfen um den Ball. Foto: Andreas Gora/dpa

Berlin (dpa) – Mit spielerischer Klasse und gnadenloser Effektivität hat Spanien bei der Fußball-EM einen Traumstart hingelegt und seine Titelambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Die «Furia Roja» gewann ihr schweres Auftaktspiel am Samstag im Berliner Olympiastadion gegen den von Altstar Luka Modrić angeführten WM-Dritten Kroatien verdient mit 3:0 (3:0) und stieß damit die Tür zum Achtelfinale bereits weit auf.

Nach einer taktisch geprägten ersten halben Stunde eröffnete Álvaro Morata (29. Minute) vor 68 844 Zuschauern den Torreigen für den dreimaligen Europameister. Der Stürmer von Atlético Madrid hatte schon 2016 und 2021 bei der EM gegen Kroatien getroffen. Der auffällige Fabián Ruiz (32.) und Daniel Carvajal (45.+2) legten noch vor der Pause nach.

Ein vermeintlicher Treffer der Kroaten von Bruno Petkovic (80.), der nach seinem verschossenen Elfmeter den Ball doch noch im Tor unterbringen konnte, wurde zurückgenommen, weil Vorlagengeber Ivan Perišić bei der Ausführung des Strafstoßes zu früh in den Strafraum gelaufen war.

Spanien geht nun mit deutlich weniger Druck in das Spitzenspiel der Gruppe B am Donnerstag gegen Italien. Kroatien steht einen Tag zuvor gegen Außenseiter Albanien bereits unter Zugzwang.

Jungstar Lamine Yamal hatte gleich doppelten Grund zur Freude: Im Alter von 16 Jahren und 338 Tagen ist der Profi des FC Barcelona nun der jüngste Spieler mit einem Einsatz bei Fußball-Europameisterschaften. Yamal, der am Tag vor dem Finale 17 Jahre alt wird, wurde auf der rechten Angriffsseite auch oft gesucht, mit einem seiner gefährlichen Dribblings leitete er den zweiten Treffer der Spanier ein.

Yamal war noch nicht mal geboren, als Kroatiens Starspieler Modrić sein Debüt für sein Heimatland gab. «Wir sind hier, um Großes zu erreichen», hatte der 38-Jährige vor dem Anpfiff gesagt. Doch dafür muss sich sein Team deutlich steigern – genau wie Modrić selbst. Der Spielmacher hatte bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute wie erwartet viele Freiheiten, war aber nicht so spielprägend.

Auf den Rängen des Olympiastadions hatte eindeutig Kroatien ein Übergewicht. Die Fans der «Vatreni» (Feurigen) sorgten zumindest bis zu den ersten Gegentoren für eine stimmungsvolle EM-Atmosphäre. Auch EM-OK-Chef Philipp Lahm und UEFA-Präsident Aleksander Čeferin wurden davon auf der VIP-Tribüne Zeuge.

So unterhaltsam war das Geschehen auf dem Rasen zunächst nicht. Beiden Teams war der Respekt voreinander und der fehlende Turnier-Rhythmus anzumerken. Nach knapp einer halben Stunde änderte sich die Dynamik aber komplett. Spanien ging durch den ersten gefährlichen Angriff in Führung, als Fabián Ruiz mit einem feinen Steckpass seinen Kapitän Morata auf Reisen schickte und der Stürmer überlegt mit einem Flachschuss ins Tor traf.

Nur eine Minute später hatte Mateo Kovacic den Ausgleich für Kroatien auf dem Fuß, doch Spaniens Schlussmann Unai Simon war auf dem Posten. Die vergebene Chance wurde sofort mit dem zweiten Gegentor bestraft: Diesmal war es Fabián Ruiz selbst, der bei seinem Solo drei Kroaten aussteigen ließ und den Ball mit links flach ins Tor schoss.

Doch auch der Zwei-Tore-Rückstand schockte die Kroaten nicht, Lovro Majer (33.) und Josko Gvardiol (41.) hatten noch in der ersten Hälfte gute Möglichkeiten zum Anschlusstreffer. Fast mit Halbzeitpfiff folgte aber der nächste Nackenschlag durch das 0:3 von Carvajal.

Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Kroaten den Druck und spielten offensiver, doch selbst beste Chancen wie die vom Leverkusener Josip Stanisic (55.) wurden nicht verwertet. Für die Spanier, bei denen der Leipziger Dani Olmo nach einer Stunde eingewechselt wurde, ergaben sich nun größere Räume zum Kontern.