Strandbad Tegel: Bäderbetriebe wollen nicht – Reinickendorf will, kann aber nicht.
Obwohl der Sommer noch brummt, schließt morgen das Strandbad Tegel. Eine kurze Saison, die lediglich 65 Tage dauerte. Seit Jahren hangelt sich das Bad nur mit Sondererlaubnis im „Notbetrieb“ durch die heiße Jahreszeit. Zu marode, Sanierung zu teuer, befinden die Berliner Bäderbetriebe (BBB). Lieber heute als morgen würden sie die ungeliebte Liegenschaft privatisieren. Doch angesichts des Investitionsaufwandes von fast 1,9 Millionen Euro für die Sanierung von Abwasseranlage und Gastronomie hat sich bislang kein Käufer gefunden.
Geheimer Investor
Reinickendorfs Bürgermeister Frank Balzer (CDU) hingegen hätte einen. Den Namen will er nicht verraten, doch es handle sich um einen gestandenen Unternehmer aus dem Bezirk. Dieser kenne die Zahlen und sei bereit, sich auf das Wagnis einzulassen. „Pläne gibt es bereits; wir haben verschiedene Varianten geprüft“, so Balzer. Durchaus realisierbar wäre etwa die Erweiterung um eine Sauna-Landschaft, was die ganzjährige Nutzung ermöglichen würde. Bestehende Gebäude könnten umgebaut und angepasst ergänzt werden. Doch zunächst müssten die Bäderbetriebe überzeugt werden. „Keinesfalls wird das noch 2016 entschieden“, heißt es von dort. Nach der Berlin-Wahl sortiert sich der Aufsichtsrat neu;. Erst dieser werde dann darüber befinden, wie es mit Tegels Strandbad weitergeht.
Abweichende Zahlen
Während der anhaltenden Hängepartie sammeln die Kontrahenten weiter Munition: Die BBB argumentieren mit zu geringen Besucherzahlen für die Schließung des Bades. In der ersten Augustwoche badeten hier täglich maximal 200 Menschen; bis Mitte August wurden etwa 1.500 gezählt, an vielen Tagen gar keine. Zu geringe Frequenz, um es weiter zu betrieben, begründen sie. Tim-Christopher Zeelen, Tegels CDU-Mann im Berliner Abgeordnetenhaus, und Frank Balzer hingegen warten mit anderen Zahlen auf: Mehr als 1.000 Besucher am 10. Juli; gut 2.500 vom 23. bis 25. Juli. Auch im August waren deutlich mehr im Strandbad als von den Bäderbetrieben angegeben, sagen sie. Wird dort etwa getrickst, um Contra-Argumente zu bekommen?
Großer Sanierungsstau
Die Zukunft des Bades steht also weiter in den Sternen. Inzwischen ist der Sanierungsstau so groß, dass 2017 ultimativ entschieden werden muss: Daumen hoch oder Daumen runter. Die Befürworter jedenfalls wollen sich nicht entmutigen lassen. „Wir kämpfen weiter um unser idyllisches Waldbad“, verspricht Zeelen. Ein fast schon traditionelles Ritual, das von vielen Mitstreitern getragen wird. Sie werden die kalte Jahreszeit gut nutzen, damit das Badevergnügen im Strandbad Tegel auch 2017 gesichert ist.
jz, Bild: Jürgen Zweigert