Ganz nah bei Berlin und in kurzer Zeit ohne Auto zu erreichen.
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Die Schorfheide-Bahn (RB63) bringt Ausflügler in ein Wochenendparadies nördlich von Joachimsthal – zum Preis einer ÖPNV-Fahrkarte. Mit dem Regionalexpress RE3 oder der Regionalbahn RB24 fahren wir von Berlin bis Eberswalde – von dort bringt uns die RB63 stündlich zu malerischen Flecken entlang der Bahntrasse. Ab Joachimsthal fährt die Schorfheide-Bahn alle zwei Stunden weiter nach Templin Stadt – perfekt, um die ganz in der Nähe gelegenen Sehenswürdigkeiten zu erkunden, in einer Landgaststätte einzukehren – und dann weiterzufahren zur nächsten Station. „Hop on, hop off“ in der Schorfheide.
Joachimsthal Kaiserbahnhof: Was für die Ohren und fürs Auge
Seinen Namen und sein Aussehen verdankt der Kaiserbahnhof dem letzten deutschen Kaiser. Der wollte gern komfortabel zu seinem Jagdschloss „Hubertusstock“ in der Schorfheide reisen und ließ den romantischen Pavillon 1898 errichten. Der Bahnhof ist nicht nur von außen eine Augenweide: In der Ausflugssaison kann der historische Kaisersaal im Innern besichtigt werden. Der Kaiserbahnhof ist übrigens der erste Deutsche Hörspielbahnhof: In den Sommermonaten gibt es an jedem Wochenende Lesungen und Hörspiele aufs Ohr.
Vom Bahnhof führt der rund drei Kilometer lange Kaiserrundweg bergab ans Ufer des Werbellinsees, der je nach Jahreszeit einen strahlend blauen Kontrast zu den grünen Wäldern bildet, leuchtende Herbstfarben spiegelt oder eisumrandet in der Wintersonne funkelt. Am Siewert-Gedenkstein links geht es zur Anlegestelle der Reederei Wiedenhöft, wo die Fahrgastschiffe zu Rundfahrten auf dem Werbellinsee starten. Auf der Seerandstraße mit weitem Blick über die Wasserfläche geht es zum Jägerberg. Hier führt der Weg nach links bergauf, über die Schienen der ehemaligen Feldbahnstrecke. Nach rund 200 Metern zweigt wieder links ein schmaler Weg zu einem kleinen Wasserfall ab, der allerdings in den Sommermonaten schnell austrocknet. Über eine schmale Brücke bringt ein Pfad die Seebesucher zurück zum Joachimsthaler Kaiserbahnhof.
Etwas fürs Auge gibt es beim BIORAMA-Projekt: Die Aussichtsplattform auf dem denkmalgeschützten Wasserturm bietet einen Panoramablick über die eiszeitlich geformte Landschaft des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin mit weiten Wäldern und dem Grimnitzsee. Um zum BIORAMA-Projekt zu kommen, folgt man vom Bahnhof aus dem Kaiserrundweg ca. 200 Meter und biegt in den Paradiesweg ein.
Ganz in der Nähe, am Ufer des Grimnitzsees, befindet sich die Glashütte Grimnitz. Zwischen 1601 und 1792 wurden in der Mark Brandenburg siebzig Glashütten gebaut. Die erste Hütte der Mark Brandenburg wurde 1575 hier, am Fuße der Askanierburg, gegründet. Aufeinander folgend wurden weitere sechs Glashütten in der Umgebung betrieben. Von Mai bis Juli, immer am ersten Samstag im Monat, hat die Werkstatt der Glashütte geöffnet; auch das Kellergewölbe der Burgruine kann dann besichtigt werden.
Joachimsthal: Malerischer Stadtkern
Ein kurzer Weg führt vom Bahnhof direkt zum historischen Kern von Joachimsthal, dem Joachimsplatz. Hier standen einst ein kurfürstliches Jagdhaus – heute begrüßt die Ankommenden ein Brunnen mit der Skulptur des Kurfürsten und Namensgebers der Stadt, Joachim Friedrich, der prüfend durch ein Glas schaut. Zum Ensemble rund um den Platz gehört auch das Rathaus mit dem Skulpturengarten – gleich daneben ist ein Bienenschaugarten. In der Nachbarschaft steht die vom preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel entworfene, 1820 vollendete Kreuzkirche.
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Tipp: Neben der Touristeninformation (Schorfheide-Info) in der Töpferstraße 1 hält die Fahrradpension Joachimsthal nach Absprache Räder und auch E-Bikes bereit. Von Joachimsthal aus führt eine 14 km lange Radtour über Althüttendorf und Neugrimnitz zum UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin.
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Friedrichswalde: Biker und Klompen
In Friedrichswalde liegt die „Biker-Kirche“ Sankt Michael. Seit 25 Jahren ist sie am Muttertag Schauplatz eines Motorradgottesdienstes – dann holen sich die Biker den himmlischen Segen für die neue Saison. Eine Ausstellung in der immer geöffneten Kirche zeigt die Motorradfahrerinnen mit ihren Motorrädern und ihrem Motto. Jenseits der Kirche warten Heimatstube und Holzschuhmachererlebniszentrum auf Besucher – man muss allerdings vorher angemeldet sein. Eine Schauwerkstatt mit historischen Holzschuhmaschinen aus der Zeit vor rund 100 Jahren zeigt, wie Erlen, Pappeln und Weiden „laufen“ lernen.
Ringenwalde: Kunst, Park und Teufel
Ringenwalde war einst Station an einer wichtigen Handelsstraße von Polen nach Hamburg. Der Ort hatte einmal ein Schloss, das den Grafen von Saldern-Ahlimb gehörte. Das Schloss gibt es zwar nicht mehr, wohl aber den Park mit verschlungenen Wegen, verträumten Baumgruppen, Sichtachsen und Wasserläufen. Alles typisch Lenné, der hier wirkte. Im Park stehen das Erbbegräbnis der Grafenfamilie und der „Teufelsstein“.
In der Dorfstraße 19 macht das Schild „Offenes Atelier“ neugierig: Hier hat der Bildhauer und Grafiker Lutz Kommallein in der alten Schule sein Atelier. Ein Stück weiter fanden in der alten Bäckerei der Infoladen und die Heimatstube von Ringenwalde ein schönes Fachwerk-Domizil.
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Tipp: Ringenwalde ist Ausgangspunkt für die 17 Kilometer lange Wanderung um den 109 Meter hohen Kienberg, vorbei an Neu Temmen mit einer Fachwerkkirche von 1749. Vom Kienberg aus geht es über Poratz zurück – eine beschauliche Pflasterstraße, gesäumt mit alten, Schatten spendenden Bäumen, bringt die Wanderer wieder nach Ringenwalde hinein.
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Götschendorf: Das Kloster am Kölpinsee
Ein russisch-orthodoxes Kloster in der Uckermark? Wer hier aussteigt, erfährt ein Stück deutsche Geschichte und viel von russischer Tradition. Der Weg vom Bahnhof führt direkt auf das schlossähnliche Herrenhaus zu. Gleich am Eingang steht eine Gulaschkanone – hier bieten die Mönche Vorbeifahrenden Suppen aus der Klosterküche an. Hühner scharren auf dem Boden, in einem kleinen Garten wachsen Kräuter. Lange war das Gut im Besitz eines Zweiges der Adelsfamilie von Arnim. Zur Nazizeit war es Gästehaus, in der DDR Erholungsheim der Nationalen Volksarmee. Nach der Wende stand es lange leer – bis 2007 die Berliner Diözese der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats neuer Schlossherr wurde und hier das Kloster St. Georg gründete. Das Klostergelände und die Kirche stehen Besuchern offen. Die Mönche führen Interessierte gern gegen eine Spende durch das Kloster und geben Einblicke in ihr Klosterleben. Wer dies noch näher erleben möchte, kommt zu den Patronatsfesten am 6. Mai.
Letzter Halt: Templin Stadt
Die „Perle der Uckermark“ verzaubert mit engen Gassen, mittelalterlichen Toren, Türmen und kleinen Geschäften. Die sehenswerte Altstadt lässt sich am besten bei einem Spaziergang entlang der Stadtmauer erkunden. Im romantischen Altstadtcafé am Marktplatz gegenüber dem historischen Rathaus kann man herrlich die Seele baumeln lassen. Der Weg in die Altstadt ist von der Endhaltestelle der RB63 – Templin Stadt – gut ausgeschildert. In diesem Jahr feiert die Stadt übrigens ihr 750jähriges Jubiläum – Besucher haben beim Festprogramm viele Gelegenheiten mitzufeiern (www.750jahretemplin.de). – Wer Wellness sucht, nimmt den Bus von der anderen Bahnhofsseite aus und fährt direkt in die NaturThermeTemplin.
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Tipp: Wer in der NaturThermeTemplin seine tagesaktuelle Bahnfahrkarte vorlegt, erhält 10 Prozent Rabatt auf die Eintrittskarte.
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Von Templin aus geht es flugs zurück nach Berlin: Wer nicht denselben Weg zurückfahren möchte, kann ab Templin Stadt mit der RB12 in knapp eineinhalb Stunden nach Berlin-Lichtenberg fahren. Ausführliche Beschreibungen der Wanderrouten und Touren, Detailkarten, Adressen sowie Tipps für alle Halte an der Schorfheide-Bahn RB63 finden Sie in der Broschüre „Therme, Kloster, Affenzirkus“. Daneben hält die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) Ausflugsbroschüren für weitere Strecken und das Fahrgastmagazin „NEB-Express“ mit vielen Veranstaltungstipps in der Region bereit. Broschüren und Magazin sind kostenfrei bei der NEB in den Zügen und online erhältlich.
Datum: 29. Februar 2020, Text und Bilder: NEB/C. Bedeschinski/U. Haufe; Anja Warning