Protest Blankenburg Protest gegen die Bebauungspläne des Berliner Senats im Blankenburger Süden: Der Senat plant den Bau von 6000 Wohnungen und eine Verlängerung der Tram M2 bis zum S-Bahnhof Blankenburg mit einer Wendeschleife in einer Kleingartenkolonie. Banner: Die Stadt- und Verkehrsplanung frisst sich wie ein Tumor durch unsere Natur. Berlin Berlin Deutschland *** Protest Blankenburg protest against the development plans of the Berlin Senate in Blankenburg south The Senate plans the construction of 6000 apartments and an extension of the Tram M2 to S station Blankenburg with a turning loop in a small garden colony Banner The city and traffic planning eats like a tumor through our nature Berlin Berlin Germany

Forderung der Baukammer treibt Laubenpieper auf die Barrikaden.

Eines ist klar: Berlin braucht Tausende neue Wohnungen, und zwar möglichst schnell. Bausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) wird dieser Tage dafür kritisiert, dass das Land beim Neubau nicht hinterherkommt. Als wäre die Debatte nicht schon hitzig genug, ist ein neuer Aspekt hinzugekommen: Kleingartenpächter fürchten um ihre Parzellen, weil sie diese durch Wohnungsbauprojekte bedroht sehen. Die Berliner Baukammer fordert, ein Fünftel der Kleingärten für Wohnungsbau zu nutzen.

Konkret im Visier hat die Standesvertretung der im Bauwesen tätigen Ingenieure die Randbereiche sämtlicher Kleingartenanlagen. Das Argument: Dort könne schnell und günstig gebaut werden. 200.000 Wohnungen würden so entstehen. Dafür müssten allerdings 580 Hektar Gärten weichen. Von 71.000 Kleingärtnern in der Hauptstadt würden rund 14.000 ihre Scholle verlieren.

Klimaschutz beachten

Der Landesverband des Vereins Berliner Gartenfreunde wirft der Baubranche eine „marktschreierische Masche“ vor. Die Bebauung der Randflächen aller Kleingartenanlagen sei unrealistisch. Es gebe immer noch den Flächennutzungsplan und die Bebauungspläne, heißt es aus dem Präsidium. „Dass alle Kleingärtner auf Bauland sitzen würden, ist faktisch falsch, die meisten sind als Grünflächen oder als Dauerkleingartenanlage ausgewiesen.“ Man könne, allein schon aus Klimaschutzgründen, nicht endlos bauen, bis Berlin nur noch „Westentaschenparks“ hat. Die Laubenpieper würden seit mehr als 100 Jahren für das Stadtgrün arbeiten, das auch von Anwohnern und Besuchern als Naherholungsort genutzt werde. Zudem würden die Parzellen im Zeichen des trendigen Urban Gardening zunehmend nachgefragt.

Die gefühlte Gefahr, seinen Kleingarten zu verlieren, entspricht nicht immer der realen. Und doch: Das Thema ist in aller Munde und beschäftigt längst die politische Debatte in den Bezirken. Kürzlich scheiterten die Grünen in Reinickendorf mit einem Antrag, der, um die Kleingärten dauerhaft zu sichern, fordert, einen Kleingartenentwicklungsplan aufzustellen und fortzuschreiben. Laut Bezirksamt sind derzeit aber gar keine Anlagen gefährdet.

Ganz anders sieht dies im Bezirk Pankow aus: Für Berlins größtes Bauprojekt, den „Blankenburger Süden“, sollen auch Kleingartenparzellen geopfert werden. Ursprünglich sollte das Abgeordnetenhaus im vergangenen Sommer über die endgültige Variante befinden. Nach Protesten wurde die Entscheidung verschoben. Diese wird spätestens im Sommer erwartet.

Grünes Berlin

Keine andere Metropole weltweit verfügt über so viele Kleingärten wie Berlin. Mit einer Fläche von rund 2.900 Hektar machen sie drei Prozent der Gesamtfläche aus. Der größte Brocken entfällt dabei auf Pankow (knapp 484 Hektar), über die wenigsten Stadtoasen verfügt Friedrichshain-Kreuzberg (gut sieben Hektar).

Bauen in Berliner Kleingärten: Hat das Sinn?

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Datum: 22. Februar. Text: Nils Michaelis. Bild:  Bild: imago/Christian Mang