Die ehemaligen Tennisplätze am Kurfürstendamm sollen bebaut werden – nicht jedem gefällt das.

Der Dichter Erich Kästner spielte Tennis am Kudamm. Auch Didi Hallervorden und andere Prominente schlugen hier auf. Bis vor etwa zehn Jahren, als hier am Lehniner Platz zum letzten Mal übers Netz gespielt wurde. Die Pächterin konnte die Miete nicht mehr zahlen. Seitdem liegt der Platz hinter der Schaubühne brach, abgezäunt und mitten in einem Wohnkomplex. Bald sollen hier neue Wohnhäuser entstehen. Der Besitzer des Grundstückes, der englische Investor Shore Capital, will noch in diesem Jahr etwa 70 Wohnungen bauen. Dagegen kämpft ein Großteil der Anwohner in den direkt angrenzenden Wohnhäusern.

Denkmalschutz gefordert

Ein Hinderungsgrund für die Bebauung könnte der Denkmalschutz sein, denn die 9000 Quadratmeter Sportfläche ist geschützt. So wie der gesamte 40.000 Quadratmeter große Komplex zwischen Paulsborner, Cicero- und Albrecht-Achilles-Straße und dem Kudamm. Christiane von Trotha, eine der protestierenden Anwohner, fordert, „dass der Denkmalschutz der Anlage erhalten bleibt“ und wünscht sich auch die Wiedereröffnung der Tennisplätze oder einer anderen öffentlichen Erholungsnutzung. Baustadtrat Marc Schulte sieht dagegen jedoch die steigende Nachfrage nach Wohnraum und dass „eine Verdichtung städtebaulich sinnvoll ist“. Für April wird der Bauantrag des Investors erwartet.

Stürmisches Klima

All das ändert jedoch nichts an dem anstehenden Verfahren: Erst dem Bauantrag folgt die Prüfung des Baurechts und die anstehende Entscheidung über den Erhalt des Denkmalschutzes. Die Fraktionen der einzelnen Parteien im Rathaus sind sich uneinig; inzwischen wurde sogar ein „Missbilligungsantrag zur Amtsführung des Baustadtrates“ gestellt, der jedoch mehrheitlich abgelehnt wurde. Die Piraten beispielsweise schreiben die Probleme weniger dem „Verhalten einzelner Mitglieder des Bezirksamtes” zu als dem „sehr investorenfreundlichen Baurecht“.

Es ist stürmisch geworden

Nach dem Einreichen des Bauantrages wird es eine Einwohnerversammlung geben. Wenn die Wogen bis dahin nicht geglättet sein sollten – klagen können die Anwohner gegen die Entscheidung des Bezirksamtes allemal. Laut einer Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden will, gab es schon einmal eine Kampagne. Damals, als den Anwohnern das Tennisspiel auf dem Platz zu laut war.

Christina Praus