Parteien streiten sich über Nutzung der Brachflächen am S-Bahnhof.

Unverantwortlich ist die geplante Umgestaltung des Areals am Westkreuz für die FDP-Fraktion. Bereits im vergangenen Jahr plädierte sie für den Bau neuer Wohnungen an dieser Stelle. „Der Berliner Senat und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wollen eine zentrale Brachfläche in City-Lage zwischen den Bahnhöfen Westkreuz und Charlottenburg, auf der gut 900 Wohnungen entstehen könnten, als Grünfläche festschreiben. Dringend benötigter Wohnraum kann an dieser Stelle dann leider nicht mehr realisiert werden“, heißt es unter anderem in einer Erklärung der Charlottenburg-Wilmersdorfer FDP. Erst vor wenigen Wochen campierten einige Mitglieder der Jungen Liberalen (JuLis) und Bezirksverordnete auf dem Grundstück, um darauf aufmerksam zu machen, dass hier Platz für 900 Wohnungen, darunter auch Sozialwohnungen, wäre.

Parkfläche erwünscht

Für die Grünen und viele Anwohner kein Argument. Sie kämpfen seit Jahren für eine Grünfläche auf der 30.000 Quadratmeter großen Brache. Und auch die Senatsverwaltung scheint die Parkpläne weiterzuverfolgen. Gerade erst fand dazu eine Auslegung zur Änderung des Flächennutzungsplans statt, an dem sich Anwohner beteiligen konnten. Die Grünen riefen Interessierte dazu auf, sich für die Umwandlung in eine öffentliche Grünfläche einzusetzen. Die Befürworter des Projekts „Westkreuzpark“ argumentieren mit dem notwendigen Erhalt der Kaltluftschneise in diesem Areal. „Würde man diese Fläche bebauen, würde diese Schneise unterbrochen und somit zu einer Verschlechterung der Luft in der City-West führen“, erklärt die Fraktion der Grünen in einem Aufruf zur Beteiligung. Zudem gebe es in dem Bereich Halensee ohnehin zu wenige Grün- und Erholungsflächen. Für die Zukunft seien hier außerdem Gemeinschaftsgärten und Erlebnisbereiche möglich, die auch von Schulklassen genutzt werden könnten. Ein Park würde endlich den Zugang des S-Bahnhofs Westkreuz von der Ostseite ermöglichen – auch für Radfahrer und Fußgänger. Für die FDP-Bezirksverordneten aber gibt es bereits ausreichend Grünflächen im Bezirk.

Möglicher Investor

In Zeiten anhaltender Wohnungsnot sei es unumgänglich, mehr Wohnraum zu schaffen. Ein möglicher Investor hatte bereits Interesse verkündet, das Areal, dessen Besitzer noch die Deutsche Bahn ist, für 20 Millionen Euro kaufen zu wollen.

Lange Planungszeit

Die Kleingärtner, die links und rechts neben dem S-Bahnhof ihre grünen Rückzugsorte geschaffen haben, befürchten eine Bebauung, da sie das Ende ihrer Gärten bedeuten würde. Auch für den geplanten Park sollten sie zunächst zum großen Teil weichen. Nun aber versuchen beide Seiten Gärten und Parkanlage in Einklang zu bringen. Ohnehin dürfte es bis zur Umwandlung und vor allem Fertigstellung des Westkreuzparks noch einige Jahre dauern. Die aktuellen Planungen sehen die Umwandlung derzeit für das Jahr 2030 vor.

Datum: 6. Juli 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/Schöning