Müggelsee: Senat und Bezirk schließen Kompromiss für neues Schutzgebiet.
Naturschutz kontra Wassersport? Dieser Gegensatz hat während der letzten Wochen die Debatte um die Ausweisung des Müggelsees als Landschafts- und Naturschutzgebiet beherrscht. Doch nun haben sich Bezirk und Senat auf einen Kompromiss geeinigt. Am Montag unterschrieb Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos/für Grüne) die Verordnung, die den bisherigen Schutzstatus gemäß EU-Richtlinie rechtlich absichern soll. Damit trat sie in Kraft.
Guter Ausgleich
„Es ist uns gelungen, einen guten Ausgleich zwischen den Belangen der Natur und des Sports zu finden“, ließ Günther mitteilen. „Ich möchte, dass die Schönheit der Natur am Müggelsee erhalten bleibt, damit alle Berliner sie genießen können – ob als Spaziergänger, Badende oder als Wassersportler.“ Das individuelle Segeln, Rudern und Kanufahren auf dem Müggelsee und den angrenzenden Gewässern sei weiter möglich wie bisher. Auch organisierter Wassersport könne wie gewohnt im Landschaftsschutzgebiet Müggelsee ausgeübt werden. Einzig die schmalen Streifen in Ufernähe, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, sollen nicht befahren werden. Dort finden sich eine Röhricht-, Schwimmblatt- und Wasserpflanzenvegetation, die laut Senat für die Selbstreinigungskraft des Gewässers maßgeblich und wichtiger Lebensraum für viele Fischarten, Amphibien, Libellen und andere seltene Tierarten ist.
Mit den Sportverbänden sollen freiwillige Vereinbarungen getroffen werden, wie diese schmalen Streifen gemeinsam geschützt werden können. Noch für diesen Monat ist ein „Werkstattgespräch“ mit den relevanten Akteuren geplant. Im Herbst soll die Vereinbarung unterschrieben werden. Mit Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) schloss Günther eine Vereinbarung über eine bezirkliche Steganlagenkonzeption. Darin wird festgehalten, dass die Konzeption für den gesamten Müggelsee einschließlich des Bereichs „Die Bänke“, dort befindet sich einen Trauerseeschwalbenkolonie, und der Rahnsdorfer Inseln erarbeitet wird und dort auch die Stege umfasst, die nicht nur reine Sportbootstege sind, sondern auch der Erschließung dienen.
Zähe Verhandlungen
Igel hatte während der zähen Verhandlungen im Vorfeld angemahnt, am Müggelsee neben Naturschutzbelangen auch Menschen Platz einzuräumen. „Ich bin sehr zufrieden, dass Wassersport weitgehend möglich bleibt“, sagte er nun. Für die Vereine seien viele Verbesserungen erreicht worden. Igel: „Nun kommt es darauf an, wie die Verordnung gelebt wird. Werden Spielräume genutzt oder Vorschriften mit äußerster Strenge ausgelegt?“ Igels Angaben zufolge soll die jetzt erlassene Verordnung in zwei Jahren noch einmal überprüft werden. Von der Steganlagenkonzeption erhofft sich der Rathauschef nicht zuletzt Planungssicherheit für deren Nutzer und Besitzer: „Viele Stege werden bislang nur geduldet. Vielleicht können wir nicht alle von ihnen erhalten. Mit der Konzeption soll die Entscheidung dafür oder dagegen aber nachvollziehbar sein.“
Auch bei diesem Thema werden Bezirk und Senat miteinander noch die eine oder andere Nuss zu knacken haben. Für Igel steht fest: „Es gibt beispielsweise in Rahnsdorf Inseln und Halbinseln, die nur über Stege zu erreichen sind und die müssen unbedingt erhalten werden.“ Auf einer Bürgerinformationsveranstaltung wird der Bezirk über die Konsequenzen der neuen Schutzverordnung für Anrainer aufklären, der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.
Nils Michaelis, Bild: imago/PEMAX