Im jahrelangen Streit um eine Lösung für die Verkehrsbelastung im Hermsdorfer Waldseeviertel könnte es jetzt Bewegung geben. Die Erwartungen an den Runden Tisch sind allerdings gemischt.
Der zunehmende Pendlerverkehr zwischen Berlin und Brandenburg setzt Reinickendorf seit Jahren zu – insbesondere in nördlichen Bereichen wie dem Waldseeviertel in Hermsdorf. Reinickendorfs Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) hat mit dem Landkreis Oberhavel und der Gemeinde Glienicke/Nordbahn jetzt eine gemeinsame Absichtserklärung erarbeitet. Um Verbesserungen im Waldseeviertel zu erreichen, wird es am 24. Juni, von 17 bis 19 Uhr, einen Runden Tisch geben. Weitere Details dazu wird die Verwaltung noch bekanntgeben.
Schultze-Berndt: „Die verkehrliche Situation über die Landesgrenzen kann nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Bezirk, Landkreis und angrenzenden Gemeinden erfolgreich verbessert werden. Unerlässlich ist dafür allerdings, dass die zuständigen Stellen der Landesregierungen in Berlin und Brandenburg unverzüglich in Gespräche eintreten, um nachhaltige Lösungen für den Verkehr und die Verbesserung der Attraktivität des ÖPNV für den stetig wachsenden Speckgürtel zu finden.“
FDP-Fraktion fordert schnelle Lösungen
Die FDP-Fraktion im Bezirksparlament sieht die Entwicklung positiv, drückt aber aufs Tempo. Der verkehrspolitische Sprecher David Jahn: “Wir begrüßen, dass unser Antrag für einen Runden Tisch fürs Waldseeviertel nun umgesetzt wird und dass die Stadträtin die Absichtserklärung mit den Nachbargemeinden unterschrieben hat. Wichtig ist, dass zügig Lösungen für die Bürger vor allem des Waldseeviertels gefunden werden, um die Verkehrsströme richtig zu leiten.“
Dazu müssen mit den Bürgerinitiativen, den einzelnen Fraktionen und den jeweiligen Landesregierungen unter der Moderation des Kommunalen Nachbarschaftsforums Lösungen gefunden werden, so Jahn. „Wir werden das am Runden Tisch ansprechen.“
Bürgerinitiative ist skeptisch
Michael Ortmann, Sprecher der Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung, ist weniger optimistisch. Sein Bündnis setzt sich dafür ein, Sperren, beispielsweise Kiezblocks, auf der Schildower Straße zu errichten, um damit den auswärtigen Verkehr aus dem Waldseeviertel herauszuhalten. Den Beschluss für einen Testbetrieb hat das Bezirksparlament im vergangenen Jahr gefasst. Das Bezirksamt hat diesen bislang nicht umgesetzt. Schultze-Berndt beruft sich unter anderem auf ein Gutachten.
Ortmann: „Seit über 20 Jahren wird das Anliegen nach Verkehrsberuhigung im Waldseeviertel dementiert, beschwichtigt und ignoriert. Und jetzt – nachdem die Fakten zum deplatzierten Durchgangsverkehr unmissverständlich deutlich geworden sind – soll wieder von Neuem miteinander über das Verkehrsproblem geredet werden. Das hatten wir doch alles schon zur Genüge.“
Solange man lediglich rede, so Ortmann, würden konkrete Maßnahmen immer wieder hinausgeschoben. Man wolle das gerechtfertigte Anliegen nach Verkehrsberuhigung der Bürger in Hermsdorf und Glienicke totlaufen lassen. Und weiter: „Gemäß einem unabhängigen Verkehrsgutachten gibt es kein milderes Mittel zur Verkehrsberuhigung im Waldseeviertel als die komplette Sperrung für den Durchgangsverkehr.“
Datum: 24. Mai 2021, Text: Nils Michaelis, Archivbild: IMAGO/Jürgen Ritter