Zeitweise Sperrungen für den Autoverkehr.
Die BVG macht eines ihrer geschichtsträchtigsten Bauwerke fit für die kommenden Jahrzehnte. Durch den seit Mai laufenden Umbau der Kehranlage Alexanderplatz ist der sogenannte Waisentunnel derzeit vom U-Bahnnetz abgeklemmt. Die BVG nutzt nun die Chance, um die rund 860 Meter lange Verbindungsröhre zwischen den Linien U5 und U8 von Grund auf zu sanieren.
Neue Linie
Kaiserzeit, Wirtschaftskrise, Krieg, Mauerbau, deutsche Teilung: An keinem Ort im Berliner Untergrund wird so viel Geschichte auf engstem Raum greifbar wie in dem nach der angrenzenden Waisenstraße benannten Tunnel. Der Bau wurde bereits 1912 beschlossen, als Teil einer damals geplanten neuen Linie. Die Verbindung wurde durch Krieg, Krise und anschließende Neuplanungen zwar nie realisiert, doch der Waisentunnel blieb. Hier ließ das Naziregime im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs in einem Bahnhofsrohbau einen Luftschutzbunker errichten. Hier verlief an den Fluttoren unter der Spree die deutsch-deutsche Grenze. Hier ließ die DDR für einige Jahre in großem Stil Champignons züchten. Und hier gelang einem U-Bahner samt Familie die Flucht in den Westen.
Vier Phasen
Obwohl nie für den Linienverkehr genutzt, ist die Röhre bis heute wichtiger Teil des BVG-Netzes und wird regelmäßig für Überführungsfahrten oder im Baustellenverkehr genutzt. Für die Erneuerung der Tunnelaußendichtung kommt es aber zu einer veränderten Verkehrsführung für den Autoverkehr – vor allem in der Littenstraße. Um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, werden die Arbeiten in vier Phasen unterteilt, in denen wechselnde Einbahnstraßenregelungen und zeitweise Sperrungen gelten. Hofeinfahrten und Hauseingänge bleiben jederzeit erreichbar, teilt die BVG mit.
sara, Bild: Detlev Wendt AGU Berlin e.v.