2018 soll der Knast am Alex endlich zugänglich sein.

Viel wurde über das ehemalige Gefängnis der Volkspolizei geredet in den vergangenen Jahren. Schon lange plante der Senat aus dem DDR-Knast einen Lernort zu machen. Vereinzelt gab es Führungen durch das Innere des Gebäudes unweit des Alexanderplatzes, trotz der großen Nachfrage aber tat sich lange Zeit nichts. Passend zum
28. Jahrestag des Mauerfalls hat der Bildungsausschluss des Abgeordnetenhauses nun aber beschlossen, aus dem Gefängnis doch einen Gedenk- und Informationsort zu machen.

Voraus ging ein Antrag von SPD, Linken, Grünen, CDU und FDP an Bildungssenatorin Sandra Scheeres von der SPD, das Haus der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und für diesen Anlass den Knast zu sanieren. Die entsprechende Sanierung soll in den nächsten zwei Jahren voranschreiten. Zunächst soll das Gefängnis 2018 als außerschulischer Lernort vorrangig für Schulklassen zugänglich sein.

Für Besucher

Das ehemalige Gefängnis von Vorne

So schnell wie möglich sollen dann aber auch andere Besuchergruppen hier durch die historischen Räume geführt werden. Das Gefängnis, auch als „VoPo-Knast“ bekannt, entstand zwischen 1949 und 1951 als Untersuchungshaftanstalt II. Offiziell war in dem Haftflügel, der sich in seiner Bauweise stark an den amerikanischen Zellengefängnissen orientierte, Platz für 214 Häftlinge in 140 Einzel-, Doppel- und Mehrinsassenzellen. In der Realität aber sah der Alltag in dem DDR-Knast anders aus: Teilweise kamen hier bis zu 300 Gefangene unter. Die Insassen litten aber nicht nur unter dem Platzmangel, auch die brutalen Behandlungen und Vernehmungsmethoden der Volkspolizei gelten als berüchtigt.

Unter den Gefangenen fanden sich vor allem Oppositionelle und gescheiterte Fluchtwillige sowie Mörder und Vergewaltiger. Mindestens 600 der hier Inhaftierten wurden zudem in das Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen weitertransportiert. Von Häftlingen oftmals als „Kathedrale des Grauens“ bezeichnet, war das Gefängnis an der Keibelstraße der Ort, an dem auch Regimekritiker wie Wolf Biermann und Robert Havermann verhört wurden. Bisher war lediglich eine Öffnung des Gebäudes für Schulklassen gedacht. 2018 sollen die Zellen und Räume aber auch allen anderen Interessierten zugänglich gemacht werden.

Historische Relevanz

Bei der geschichtlichen Relevanz des Gebäudes in der Keibelstraße ist eine Öffnung für Touristen und Interessierte längst überfällig. Das würde auch das Stasi-Gefängnis entlasten, das mit bis zu 2.000 Besuchern pro Tag bereits seine Kapazitätengrenzen zu sprengen droht. Für den Umbau zum Gedenkort sind bereits seit 2016 140.000 Euro im Haushaltsplan vorgesehen. 2018 werden zunächst die unteren Räume in der ersten Etage einem interessierten Publikum geöffnet, 2019 folgen dann ein Konzept und vielleicht bereits die Öffnung der weiteren Etagen des Gebäudes an der Keibelstraße.

Katja Reichgardt, Bilder: imago/Bernd Friedel