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Verwaltung: Wenn Mitarbeiter in Rente gehen, verliert der Bezirk auch wertvolle Erfahrungen – nun steuert er mit einem eigenen Konzept gegen.

In keinem Bezirk Berlins sind die Einwohner älter als in Steglitz-Zehlendorf: Ein gutes Drittel der Menschen hier hat das 60. Lebensjahr schon hinter sich. Mittlerweile macht sich der demographische Wandel auch in der Verwaltung bemerkbar, wo viele Mitarbeiter in nächster Zeit in Rente gehen werden. Damit sich mit den Pensionären nicht auch wertvolle Erfahrungen verabschieden, steuert der Bezirk nun mit einer eigenen Strategie gegen.

Mitarbeiter scheiden aus

Norbert Schmidt, bis vor kurzem Sozialstadtrat, hat ihn schon hinter sich, bei Jugendstadträtin Christa Markl-Vieto ist es im kommenden Januar so weit und weil er bei Bezirksbürgermeister Norbert Kopp in der nächsten Legislaturperiode anstehen würde, stellte seine Partei lieber eine andere Kandidatin für die kommende Wahl auf: Gemeint ist der 65. Geburtstag, klassischerweise das Renteneintrittsalter.

Erheblicher Wissensverlust

Dieser Start in einen neuen Lebensabschnitt steht dabei nicht nur den Chefs im Bezirksamt unmittelbar bevor. Von 1.711 Beschäftigten scheiden hier 300 Mitarbeiter in den nächsten vier Jahren aus – weil ihre Verträge auslaufen oder sie in den Ruhestand gehen. Fast 20 Prozent des Personals werden demzufolge in nächster Zeit ausgetauscht – damit einher gehe ein „erheblicher Wissensverlust, insbesondere der Wegfall von impliziertem Wissen“, heißt es aus der Personalabteilung des Bezirksamtes. Fast drei Viertel aller Entscheidungen, so fand eine Studie in den 1990er Jahren heraus, würden auf dieser Art des Wissens basieren.

Dabei haben es bezirkliche Verwaltungen in Sachen Personal ohnehin schwer genug. Weil Verwaltungskräfte in Berlin auch attraktive Stellen auf Landes- und sogar Bundesebene ohne Mehraufwand antreten können, ist der Kampf um die Köpfe hier weit härter als in anderen deutschen Städten.

Erfahrung vermitteln

Damit wenigstens die Erfahrungen verdienter Mitarbeiter in den Ämtern und Behörden erhalten bleiben, läuft im Bezirksamt nun das „Wissenstransfermanagement“. Mit dessen Instrumenten sollen „wertvolle Erfahrungen langjähriger Experten an die nächste Generation oder auch dem nächsten Stelleninhaber übergeben werden, um somit Einarbeitungen und Lernprozesse effektiver und effizienter zu gestalten“, erläutert Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) das Vorhaben.

Zwölf so genannte Dialogbegleiter hat der Bezirk eingestellt. Sie führen Gespräche mit „Wissensgebern“, also jenen erfahrenen Mitarbeitern, deren Ausscheiden in Sichtweite ist und versuchen deren Wissen so zu strukturieren und zu dokumentieren, dass auch potentielle Nachfolger davon profitieren können. Von ihren alltäglichen Aufgaben werden die „Wissensgeber“ dabei nicht entlastet. Dennoch sei die Bereitschaft teilzunehmen groß, heißt es etwa aus dem Sozialamt – viele Mitarbeiter empfänden das Interesse von Dialogbegleitern und Nachfolgern als große Wertschätzung.

Und mancher von ihnen bleibt dann eben doch ein bisschen länger: Mit Honorarverträgen und Doppelbesetzungen versucht der Bezirk, einen direkten Austausch zwischen pensionierten Mitarbeitern und ihren Nachfolgern zu gewährleisten.

Philip Aubreville / Bild: imago/Schöning