Radverkehr Berlin
Ampeltrittbretter in Berlin, Die ersten Warte-Trittbretter für Radfahrende an der Prenzlauer Allee/Ostseestraße. Berlin Pankow Berlin Deutschland *** Traffic light running boards in Berlin, The first waiting running boards for cyclists at Prenzlauer Allee Ostseestraße Berlin Pankow Berlin Germany

Rund 14 Prozent mehr Radfahrer hat der Berliner Senat im vergangenen Jahr gezählt. Das nährt Hoffnungen darauf, dass die Verkehrswende in der Hauptstadt gelingen kann. Um diesen Trend auf sichere Füße zu stellen, fordert der ADFC mehr Tempo bei Radverkehrsprojekten. 

Immer mehr Berliner steigen aufs Rad. Das zeigt die Auswertung der automatischen und der manuellen Zählungen aus dem vergangenen Jahr, die nun von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vorgestellt wurde. Im Pandemie-Jahr 2020 stieg der Radverkehr in der Hauptstadt demnach weiter stark an.

An fast allen (automatischen) Dauerzählstellen und auch den meisten der (manuell erfassten) Pegelpunkten wurden Zuwächse registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Radelnden an den Dauerzählstellen um rund 14 Prozent gestiegen. An einzelnen Dauerzählstellen, wie der Markstraße, der Frankfurter Allee und der Prinzregentenstraße, hat der Radverkehr sogar um bis zu 32 Prozent zugenommen. Zwar seien viele vor allem in der Pandemie aufs Rad umgestiegen, um volle Bahnen und Busse zu umgehen, aber der Trend zum Rad habe sich bereits vor Corona gezeigt, so die Verwaltung.

Neues Niveau beim Radverkehr in Berlin

„Die Zahlen zeigen eindrucksvoll den wachsenden Trend zum Radfahren in Berlin, den wir jetzt und in den kommenden Jahren mit dem forcierten Ausbau der Radinfrastruktur stärken – durch Radschnellwege, ein neues Radverkehrsnetz von rund 3.000 Kilometern, durch deutschlandweit einzigartige Standards. Wir werden die Radinfrastruktur in Berlin auf ein bislang nicht gekanntes Niveau heben – die Grundlagen sind gelegt, der Anfang ist gemacht“, so Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

In diesem Jahr sollen zehn weitere automatische Zählstellen hinzukommen. Bislang wird an 17 Standorten mit insgesamt 26 Zählstellen gemessen. Die Stellen befinden sich unter anderem an der Invalidenstraße, der Oberbaumbrücke, der Yorckstraße und an der Klosterstraße in Spandau.

Unfälle haben leicht zugenommen

Dass der Radverkehr in Berlin zunimmt, freut nicht zuletzt den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Doch aus Sicht der Radfahrer-Lobbyisten wird die vorhandene Infrastruktur dem Trend nicht gerecht. Mit 7.868 Fällen seien Unfälle mit Radfahrenden im Jahr 2020 leicht gestiegen. 19 von ihnen starben. „Zu schweren Unfällen kommt es meistens an Kreuzungen“, sagt Susanne Grittner vom ADFC Berlin. „Abbiegeunfälle bleiben ein drängendes Problem. Hauptunfallursachen gegenüber Radfahrenden sind im Vergleich zu Hauptunfallursachen von Radfahrenden weiterhin fast doppelt so häufig.“

Senat und Bezirke müssten der Verkehrssicherheit jetzt oberste Priorität geben. „Neben der verpflichtenden Nachrüstung von Abbiegeassistenten in Lkw fordern wir kurzfristige Maßnahmen seitens Polizei und Ordnungsämtern.“ Etwa regelmäßige und deutlich mehr Kontrollen des Abbiegeverhaltens, von Falschparkern sowie Geschwindigkeitsübertretungen und mehr mobile Blitzer in der Stadt. Für die freiwillige Einrichtung von Abbiegeassistenten hat der Senat Ende vergangenen Jahres ein Förderprogramm aufgelegt.

Radfahrer empfinden Verkehrssituation als stressig

In einem ADFC-Ranking von 14 deutschen Großstädten stieg Berlin von Platz 12 auf Platz 9 auf. Doch die Gesamtbewertung sei immer noch schlecht (Note 4,14), so der ADFC Berlin. An dem Fahrradklima-Test hatten sich rund 5.630 Berliner beteiligt. Demnach empfinden mehr als die Hälfte der Befragten Radfahren noch immer als Stress. Rund 60 Prozent fühlen sich als Verkehrsteilnehmende nicht akzeptiert. Mehr als 80 Prozent fühlen sich auf Straßen und Wegen nicht sicher. Lediglich in jüngster Zeit wurden Verbesserungen für den Radverkehr gesehen.

„Rund 25 Kilometer Pop-up-Radwege im Jahr 2020 sind noch keine Einladung, aufs Rad umzusteigen, aber immerhin ein Hoffnungsschimmer“, so Frank Masurat vom Vorstand des ADFC Berlin zum Vorgehen der Verkehrsverwaltung. „Berlin muss das Mobilitätsgesetz deutlich schneller auf die Straße bringen.“

Datum: 7. April 2021, Text: kr/nm/red, Bild: imsgo images/Andreas Friedrichs