Wer sich auskennt, umfährt den Tempelhofer Damm. Die Fliegersiedlung leidet darunter.

In der Fliegersiedlung regt sich Widerstand gegen die zunehmende Verkehrsbelastung. Anwohner sprechen von chaotischen Verhältnissen und fordern die Politik auf, zu handeln. Der Tempelhofer Damm gehört zu den wichtigsten Hauptverkehrsstraßen Berlins. Verkehrsstörungen sind aufgrund des kontinuierlich hohen Verkehrsaufkommens unvermeidbar. Das veraltete, nicht tangentiale Abbiegen an der Anschlussstelle Tempelhofer Damm begünstigt Staus. Vor allem Pendler, die dem Verkehrschaos jeden Tag ausgesetzt sind, versuchen den T-Damm weiträumig zu umfahren.

Nicht zumutbar

Die Manfred-von-Richthofen-Straße verläuft bogenförmig parallel vom Platz der Luftbrücke bis zum Bahnhof Tempelhof und eignet sich, zum Bedauern der Anwohner, gut zum Ausweichen. Fast ein Drittel des T-Damms kann mit dem Umweg durch die Fliegersiedlung umfahren werden.

„Es ist dramatisch“, beklagt Ulli Kulke, betroffener Anwohner. Das „irrsinnige Wachstum“ des Pendlerverkehrs und die permanente Verstopfung des Tempelhofer Damms machten die Manfred-von-Richthofen-Straße, die eigentlich Wohnsammelstraße sei, zu einer lärmbelasteten Durchgangsstraße. Proportional zu Verkehrsregel- und Geschwindigkeitsverstößen, sowie der Zustandsverschlechterung der Straße, steigt der Unmut der Anwohner.

Offener Brief

„Die Grenze des Zumutbaren ist längst überschritten“, schreibt Kulke in seinem offenen Brief an die Nachbarn. 160 Häuser habe er mit dem Schreiben versorgt, 140 Reaktionen erhalten. Die Mehrheit spricht sich für „Street Bumps“ zur Verkehrsberuhigung aus. Gespräche mit der Bezirksrätin Christiane Heiss habe es gegeben – Kulke spricht von Vertröstung, fehlender Priorität und einer „Berliner Krankheit der strukturierten Schlafmützigkeit.“

Das Geld sei da, die Verantwortung fehle. Auch Christoph Götz, Mitglied des SPD-Verkehrsausschusses, ist mit der Problematik, die sich in den letzten zwei Jahren zugespitzt hat, vertraut: „Ich habe nicht das Gefühl, dass man sich politisch dafür interessiert“, so Götz.

„Unvermeidlich“

„Steigende Verkehrsbelastungen sind in einer wachsenden Stadt leider unvermeidlich“, bedauert Bezirksrätin Heiss. Die Manfred-von-Richthofen-Straße sei „keine Besonderheit der wachsenden Belastung des Schleichverkehrs“. Trotzdem habe ihre Straßenbehörde die Beseitigung von Durchgangsverkehr-Problemen priorisiert auf der Agenda. Einschränkungen könnten allerdings nur vorgenommen werden, „wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung erheblich übersteigt“, so Heiss.

Tempelhofer Damm verbessern

Christoph Götz sieht eine Hauptlösung in der Verkehrsverflüssigung auf dem T-Damm. Bereits 2015 hat seine Fraktion einen Antrag für die Umstellung auf das tangentiale Abbiegen gestellt. Links abbiegende Fahrzeugströme würden sich so gegenseitig nicht mehr behindern. Staus würden sich reduzieren und weniger Autofahrer müssten den Schleichweg durch die Fliegersiedlung nutzen.

Bis heute liege keine Antwort der Verkehrsbehörde vor. „Wenn sich nicht bald etwas tut, dann habe ich keine große Hoffnung“, so Kulke, „wir brauchen eine radikale Lösung für die ganze Siedlung.“ Auch Heiss weiß, dass sich etwas ändern muss. „Die Übernutzung der begrenzten Fläche ist nicht durch isolierte Maßnahmen an einzelnen Straßen zu bewältigen, sondern nur durch die Optimierung des Verkehrssystems selbst.“

Christina Lopinski, Bild: Oliver Schlappat