Dänische Hygge und Kulinarik auf der Insel entdecken.
Auch wenn Deutschland seit dem 29. Oktober von den dänischen Behörden als COVID-19-Hochrisikoland (rot) eingestuft wird und touristische Reisen in unser Nachbarland erst einmal ausfallen müssen, so darf man doch von einem Besuch Dänemarks und seiner Ostsee-Insel Bornholm träumen…
Vorsichtig bläst Pernille Bülow in das Mundstück des langen Stabs, den sie in der Hand hält und dreht. Das glühend heiße Glas am anderen Ende wird größer und größer. Immer wieder hält die Dänin das so geformte Glas in den Ofen hinter sich, in dem rund um die Uhr ein Feuer mit mehr als 1100 Grad lodert.
Es dauert eine ganze Weile, bis sich zeigt, was auch der ehemals durchsichtigen Kugel wird: eine Vase, mit einer ganz speziellen Form. Reine Handarbeit, wie alles, das in ihrer Glaspusterie in Svaneke auf der Insel Bornholm zu sehen ist. Auch im Winter kommt Bülow in ihre Werkstatt, die gleichzeitig Ausstellung und Verkaufsraum ist – um ihre Kunstwerke für den Sommer herzustellen, in dem der Touristenandrang deutlich größer ist. Doch auch in der kalten Jahreszeit, die auf der Insel in der Ostsee zudem recht dunkel ist, kommen immer mehr Gäste.
Geheimnisse der Eiscreme-Herstellung
„Es ist gemütlich bei uns im Winter“, sagt Jonas Bohn, der ebenfalls in Svaneke eine Ismejeri betreibt – einen Eissalon und ein Café. Das einzige Lokal, das im Winter schon um elf Uhr seine Pforten öffnet in dem kleinen, schmucken Ort mit den bunten Häusern. Vor einigen Jahren kamen Bohn und seine Partnerin Vibeke Bengtson nach Bornholm. Sie wollten sich dort niederlassen. Ein Mediendesigner wurde auf Bornholm aber nicht wirklich dringend gesucht. Und Bohn wollte ohnehin lernen, wie man richtig gutes Eis herstellt.
Abschalten statt Action
Auf Bornholm wohnen das ganze Jahr über 40 000 Menschen, einst lebte die Insel von der Fischerei. Über den Sommer gesellen sich mehr als 600 000 Touristen dazu. Im Winter haben es bislang nicht allzu viele Gäste auf die Insel geschafft. Das Angebot der Insel in den kalten Monaten ist übersichtlich – aber es ist da. Besonders beliebt im Winter ist die Insel vor allem bei all jenen, die ganz und gar abschalten wollen. Die Tage sind recht kurz so weit im Norden, der Wind pfeift. Die Regenwahrscheinlichkeit ist hoch.
Dennoch bietet sich fast immer ein kleines Zeitfensterchen, an dem man sich an einem der Strände den Wind ins Gesicht blasen lassen kann. am Strand von Dueodde zum Beispiel. „Der ist einer der schönsten in Bornholm“, sagt Claus Rodeck. Vor ein paar Jahren ist der Rentner von Remscheid aus auf die Insel umgesiedelt. „Und jetzt zeige ich Urlaubern die schönsten Orte“, sagt er. Rodeck geht mit seinen Besuchern vom Leuchtturm in Nexø durch die dichten Dünen, zwischen denen es noch recht angenehm ist. Doch kaum sind die Dünen durchwandert, pfeift der Wind. Es ist kalt am Meer, selbst wenn die Temperaturen im Plusbereich liegen. Und wenn der Spaziergang absolviert ist und es draußen langsam dämmert, ist viel Zeit für Hygge, die dänische Gemütlichkeit.
Winterbaden statt Nichtstun
Wer trotz Winterwetters lieber Zeit draußen verbringt, kann zum Winterbaden nach Hasle fahren, dort im Badeclub De Varme Viking saunieren und in die kalte Ostsee tauchen. Etwas moderater ist eine Radtour im kalten Winterwind, es gibt mehrere Hundert Kilometer ausgewiesener Radwege. Auch lohnt es sich, die rund 140 Kilometer lange Küste zu erkunden. Da gibt es feine Sandstrände ebenso wie steile Felsküsten, Dünen und Wälder. Gewaltig sind die Helligdomsklipperne im Nordosten der Insel. Nicht nur zum Aufwärmen lohnt sich dort, nördlich von Gudhjem, ein Besuch in Bornholms Kunstmuseum. Dort ist zu sehen, was Künstler geschaffen haben, die auf Bornholm leben, dort geboren sind oder einen anderen Bezug zur Insel haben. Sommers wie winters.
Datum: 5. November 2020, Text: dpa, Bild: Kennet Hult/Destination Bornholm/dpa-mag