Unterkunft wird bezogen.

Seit Wochen strahlen die Gebäude mit der Sonne um die Wette. Wenn sie denn scheint. Mehr allerdings ist in der Modularen Unterkunft für Flüchtlinge, kurz MUF gerufen, noch nicht passiert. Das allerdings könnte sich jetzt schnell ändern, hatte doch das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten am 12. Oktober eine finale Planungsrunde anberaumt, um über den Bezug des MUF am Falkenhagener Feld zu entscheiden. Läuft alles wie angekündigt, dürften Ende kommender, spätestens Anfang nächster Woche die ersten Geflüchteten Leben in die von der Gewobag errichteten Häuser bringen.

Große Aufregung

Zuvor hatte das Bezirksamt mittels eines Infomeetings und eines Tages der offenen Tür versucht, um Akzeptanz für das Flüchtlingsheim inmitten des sozial ohnehin schon nicht unkomplizierten Kiezes zu werben. Viele Anwohner wollten keine MUF vor ihrer Haustür. Der Mieterbeirat Falkenhagener Feld West sammelte Unterschriften, richtete eine Petition an das Abgeordnetenhaus, auf die Unterkunft an diesem Ort zu verzichten. Man beklagt das Verschwinden von Parkplätzen und Bäumen, fürchtet die Verschattung von Wohnungen und insgesamt den Verlust an Lebensqualität.

Eigene Probleme

Der Bauherr hat alles wunschgemäß hergerichtet

Durchaus plausible Gründe. Doch sie verbergen, was kaum jemand offen sagt, aber unterschwellig im Raum steht: Wir haben schon genug eigene Probleme, wir wollen keine Flüchtlinge hier! Ein „Schlag-tot-Argument“, dem nur mit Geduld und Fakten beizukommen ist. „Also viel Arbeit für alle, die um Toleranz gegenüber Menschen werben, die in höchster Not vor Kriegen, Terror und Hunger in die Sicherheit europäischer Länder geflohen sind“, meint Spandaus Integrationsbeauftragter Danilo Segina. „Wir sind froh, dass hier eine neue Gemeinschaftsunterkunft ans Netz geht. Dadurch können wir Integration jetzt erfolgreicher gestalten.“ Gemeinsam wollen Bezirk, das Quartiersmanagement Falkenhagener Feld West, Träger, Akteure und Initiativen der Flüchtlingshilfe neue Nachbarschaften entwickeln, die das Kennenlernen und Miteinander von Anwohnern und Flüchtlingen unterstützen.

Kein Prachtbau

Fakten, wie diese sollen überzeugend dazu beitragen: Der Siebengeschosser ist kein Pracht-. sondern ein Zweckbau und innerhalb von neun Monaten passgenau auf sein Fundament gesetzt worden. Seine 71 Wohnungen verschiedener Größe bieten 320 Flüchtlingen Platz, Familien mit Kindern ebenso wie Alleinstehenden. Maximal drei Jahre sollen hier Flüchtlinge „mit Bleibeperspektive“ wohnen, bevor sie dann in eigene Wohnungen ziehen. Anschließend will die Bauherrin Gewobag das Gebäude mit vertretbarem Aufwand umrüsten, Balkone anbauen und es dem allgemeinen Wohnungsmarkt zur Verfügung stellen. So der Plan. Bis dahin allerdings will sich auch das Wohnungsunternehmen mit Kräften für die erfolgreiche Integration der Neu-Bewohner engagieren.

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Information

Derzeit sind in Spandau von den über 5.000 vorhandenen Flüchtlings-Unterkunftsplätzen knapp 3.800 belegt. Geplant ist der Bau von drei weiteren MUF voraussichtlich in der Rauchstraße 22, Wilhelmstraße 25 (ein früherer Munitionsbunker) und Griesinger Straße (ehemalige Nervenklinik). Ursprünglich war auch die Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne vorgesehen, doch da will jetzt die Bundespolizei rein.

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Jürgen Zweigert, Bilder: Aurelio Schrey/Gewobag