Immobilien: Der Leerstand des einstigen Anatomie-Instituts in Dahlem sorgt für Diskussionen.

Eine umzäunte Ruine, Graffiti-schmierereien an den Wänden, eingeworfene Scheiben und bröckelnder Putz: Das ehemalige Institut für Anatomie in der Königin-Luise-Straße verkommt immer mehr zu einem der schlimmsten Schandflecke im Bezirk. „Der Zustand des Geländes ist skandalös und nicht mit der Sozialbindung des Eigentums vereinbar“, kritisiert die SPD-Abgeordnete Ina Czyborra. Sie hatte kürzlich einen offenen Brief an den Besitzer des Grundstücks, den Discounter Aldi, geschrieben. Der möchte dort offenbar einen Supermarkt eröffnen und scheitert bisher am Veto des Bezirks, der bereits bestehende Gewerbezentren nicht durch Neuansiedlungen gefährden will.

Begehrtes Grundstück

„Ich weiß mittlerweile, dass es viele Interessenten gibt, die das Grundstück für Wohnungsbau entwickeln wollen. Es ist privatwirtschaftlich offensichtlich interessant“, meint die Politikerin. Sie hätte sich dabei auch die Unterbringung von Flüchtlingen vorstellen können, deren konkrete Ausgestaltung auch in Steglitz-Zehlendorf für hitzige Debatten sorgt: Die vom Senat festgelegten Standorte spalten nicht nur das Bezirksparlament, sondern haben auch Kritik am Senat hervorgerufen. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) hatte eine kurzfristige Nutzbarkeit des ehemaligen Anatomie-Instituts jedoch ohnehin ausgeschlossen.

Discounter schweigt

Das Grundstück des Discounters, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, ist dabei nicht die einzige ungenutzte Fläche im Bezirk. Kürzlich hatten etwa Unbekannte in einer gefälschten Kampagne behauptet, die FU Berlin wolle leerstehende Uni-Gebäude für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Die Universität hatte dies zuvor mit Verweis auf die Rechtslage abgelehnt. Tatsächlich hatte die FU Berlin im vergangenen Jahr nach dem Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes mehrere Villen aufgegeben. „Einige davon stehen oder standen zum Verkauf und dienen der Gegenfinanzierung des Neubauprojektes. Mehrere Häuser waren angemietet und wurden gekündigt, eine andere Villa wurde an die Berliner Immobilien Gesellschaft zurückgegeben“, erklärt FU-Sprecher Goran Krstin. Einige Gebäude würden außerdem für die künftige Unterbringung von universitären Projekten benötigt.

Philip Aubreville / Bild: GCMC