Eisbärin Tonja sorgt für Nachwuchs

Seit Anfang November warfen die Tierpfleger im Eisbärenrevier jeden Morgen einen prüfenden Blick auf den Überwachungsmonitor, bevor sie den Stall betraten. Vor wenigen Tagen, gleich zu Dienstbeginn gegen acht Uhr, konnte Tierpfleger Detlef Balkow eine verspätete Nikolaus-Überraschung entdecken: Neben Mutter Tonja liegt ein meerschweinchen-großes Bündel.

Endlich wieder Nachwuchs

Nach dem leider verstorbenen Eisbärnachwuchs Fritz ist dies das zweite gemeinsame Jungtier von der achtjährigen Tonja und dem sechsjährigen Wolodja. Während Wolodja aktuell auf der Außenanlage im Tierpark für die Besucher zu sehen ist, befinden sich Mutter Tonja und ihr Nachwuchs in der Wurfbox, in die sie sich vor knapp zwei Monaten – am 17. Oktober – zurückgezogen hat.

Daumen drücken

Tonja und Wolodja in ihrem Gehege im Tierpark. Tierpark Berlin

„Wir freuen uns sehr. Doch wie auch im letzten Jahr heißt es jetzt erst einmal: Daumendrücken“, berichtet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem und erklärt: „Die Jungtiersterblichkeit bei Eisbären liegt bei etwa 50 Prozent. In den ersten zehn Tagen ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Jungtier nicht überlebt, besonders hoch.“ Selbst nach dieser kritischen Phase ist der Nachwuchs noch nicht ganz über den Berg.

Bei der späteren Durchsicht der Kameraufzeichnungen entdeckten die Pfleger, dass Tonja in der Nacht zunächst zwei Jungtiere zur Welt gebracht hatte. Das erste wurde tot geboren und war kurz darauf nicht mehr zu sehen. Auch beim zuständigen Kurator Dr. Florian Sicks war die Freude groß: „Seit Dienstag ist Tonja noch einmal deutlich ruhiger geworden. Gestern Morgen lag dann plötzlich etwas Winziges neben Tonja. Heute konnte ich sogar schon Schmatzgeräusche hören, während das Jungtier getrunken hat.“

Gute Instinkte

Mit der fürsorglichen Aufzucht ihres ersten Jungtieres im letzten Jahr hat Tonja bereits gezeigt, dass sie gute Mutterinstinkte hat und sich in der Wurfhöhle wohl und sicher fühlt. Eisbären-Vater Wolodja hat Tonja zwischen Mai und Juni mehrmals gedeckt. Eine genaue Tragzeit ist bei Eisbären nicht zu bestimmen. Ab Ende des Sommers entwickelt sich nach einer „Keimruhe“ aus dem befruchteten Ei der Embryo und beginnt zu wachsen. Das natürliche Verhalten der Eisbären beinhaltet, dass sich die Weibchen im Herbst zurückziehen, um zu werfen. Der nur ca. 30 Zentimeter große Nachwuchs kommt taub und blind auf die Welt.

In den nächsten Tagen wird sich niemand der Wurfbox nähern. Absolute Ruhe für Mutter und Nachwuchs ist für den Erfolg der Aufzucht ein entscheidender Faktor. Tonja hatte sich – ihren natürlichen Mutterinstinkt folgend – bis zum Herbst ausreichend Fettreserven zugelegt, von denen sie nun zehren kann. Tonja wurde 2009 im Zoo Moskau geboren, Woolodja stammt aus einer anderen Zucht, aber ebenfalls aus dem Zoo Moskau und wurde 2011 geboren. 2016 kam dann der erste Eisbären-Nachwuchs im Tierpark zur Welt. Der kleine Eisbär Fritz verstarb aber im Alter von drei Monaten.

Red, Bilder: Tierpark Berlin