Soziales: Flüchtlinge von der Wackenbergstraße nach Karow verlegt.

Die seit einem Jahr als Flüchtlings-Notunterkunft genutzte Polizeisporthalle in der Wackenbergstraße wurde nun doch überraschend kurzfristig freigezogen. Die ersten zehn Bewohner zogen bereits am Dienstag aus, die übrigen 74 folgten zwei Tage später. Letztere wurden in die neue Tempohome-Gemeinschaftsunterkunft in der Karower Siverstorpstraße verlegt, die ab sofort übergangsweise vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) betrieben wird – im Zuge eines wegen schadhafter Elektroleitungen erforderlichen Auszugs aus einer Container-Unterkunft in Marzahn-Hellersdorf.

Falsch ausgeschrieben

Die Karower Unterkunft gehört zu jenen sogenannten Tempohomes, die zwar bezugsfertig sind, die das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (Laf) aber bisher nicht nutzen konnte, weil fehlerhafte Ausschreibungen zu deren Betrieb juristisch angefochten wurden. So musste der Umzug der in Turnhallen lebenden Flüchtlinge erneut verschoben werden (das Berliner Abendblatt berichtete). Vor wenigen Tagen noch hieß es, die Menschen müssten einen weiteren Winter in den Notquartieren zubringen.

Zelte aufgestellt

Pankows Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) hatte dem Tagesspiegel zur Wackenbergstraße kürzlich erst gesagt: „Die Zustände dort sind so, dass man die Unterkunft eigentlich schließen müsste.“ Die Spanplatten auf dem Hallenboden würden sich zersetzen, Wäsche werde auf Leinen aufgehängt, weil die Trockner zum Teil kaputt seien, als Heizung diene ein riesiger, brummender Lüfter. Viele Menschen litten unter Hautausschlägen, Kleinkinder hätten Fieber. „Im Sommer konnten die Leute sich tagsüber wenigstens noch draußen aufhalten, doch jetzt sind sie auf die Halle beschränkt.“ An den übrigen Notunterkünften im Bezirk Pankow sollen nun wenigstens Außenzelte aufgestellt werden, um zusätzliche trockene Räume zu bieten.

Auszug beschleunigen

Der neue rot-rot-grüne Senat kündigte inzwischen an, den Umzug von Flüchtlingen aus Turnhallen in feste Unterkünfte deutlich zu beschleunigen. Dazu sollen so schnell wie möglich Übergangsbetreiber für bereits fertiggestellte, aber noch nicht bezogene Wohnanlagen gefunden werden, Wohlfahrtsverbände hätten ihre Unterstützung signalisiert, heißt es. Außerdem soll ein öffentlicher Träger aus Hamburg dabei helfen, Wohnheime übergangsweise gemeinsam mit Berliner Landesbetrieben in Eigenregie zu betreiben.

red/mh, Bild: Archiv/Olaf Kampmann