Personalrat schreibt Brandbrief an BVG-Vorstand.

Gerade noch wurde ein Ausbau des Berliner Straßenbahnnetzes, auch in Wedding-Tiergarten, diskutiert, da beklagen sich die Arbeitnehmervertretungen in einem offenen Brief über die „prekäre personelle Situation im Fahrdienst der Straßenbahn“. In dem Schreiben wenden sie sich direkt an den BVG-Vorstand – und sprechen weitere Probleme und die sich „täglich verschärfende Situation“ an. So seien neben einem seit Langem bekannten personellen Engpass auch träge Bordrechner, defekte Weichen, zu wenig Pausenzeiten und nicht funktionierende Lichtsignalanlagen Gründe dafür, dass es täglich zu Ausfällen und Verspätungen komme. Und das obwohl die Zahl der Mitarbeiter von 750 im Jahr 2013 auf mittlerweile 1.150 gestiegen sei.

Mangel trotz steigender Mitarbeiterzahl

Doch auch diese Steigerung sei nicht ausreichend, um der gleichzeitig stetig wachsenden Fahrgastzahl gerecht zu werden. Schuld daran sind nach Angaben der Tramfahrer organisatorische Mängel. „Verkehrsfunkwagen können nicht eingesetzt werden, weil seit Monaten offene Stellen nicht besetzt sind. Es fehlen Dienstzuteiler, Gruppenleiter, Fahrzeug- und Personaldisponenten, Dienst- und Fahrplaner“, heißt es in dem offenen Brief. Die Mängel seien auch Grund dafür, dass viele neue Kollegen nach kürzester Zeit den Job wieder quittieren. Als Beispiel für den Engpass und seine Auswirkungen nennen die insgesamt 15 Verfasser des Brandbriefs den 3. Juli 2018, an dem für „642 Dienste nur 590 Fahrer zur Verfügung“ standen.

In den vergangen Jahren wurden die Taktzeiten auf den meisten Straßenbahn-Linien der wachsenden Zahl der Fahrgäste angepasst, sie fahren mittlerweile in einem Abstand von drei bis vier Minuten. Doch, um eine solche Taktung einzuhalten, braucht es mehr Personal, so die Mitarbeiter, die sich vom BVG-Vorstand eine schnelle Lösung der strukturellen Probleme wünschen. Sie sollen „endlich die Arbeitsbedingungen der Kollegen so gestalten, dass es ihnen möglich ist, ihre Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen“.

Neue Anreize schaffen

Zudem sollen Anreize für neue, junge Mitarbeiter geschaffen werden. „Unsere Kollegen stellen ihre Arbeitskraft, nicht ihre Gesundheit zur Verfügung“, heißt es am Ende des Briefs. Wie die Pläne, das Tram-Netz bis 2050 um bis zu 250 Kilometer zu verlängern so verwirklicht werden soll, bleibt offen. Der BVG-Vorstand will mit einer Stellungnahme in den nächsten Tagen reagieren.

Datum: 5. Juli 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/Andreas Gora