Bürgerpark: Anwohner wehren sich gegen den Verfall des Parks und wollen seine Zukunft mitgestalten.
Almuth Mix traut sich ans Mikrofon: „Ich will einen Park zum Spazierengehen, zum Erholen, zum Spielen für meine Kinder. Eine grüne Oase für jedermann.“ Applaus im Saal; die meisten wollen das auch. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder wohnt direkt am Bürgerpark Pankow. Mit Wehmut sieht sie, wie Verfall und Vandalismus das Gelände dominieren. „Wir wollen endlich Antworten, was hier geschieht“, fordert sie.
Kein Tierpark
erinnern sich die Anwohner
Endgültige Antworten gab’s unlängst auf der Bürgerversammlung in den Delphin-Werkstätten zwar nicht, doch die rund 100 Teilnehmer diskutierten heftig. Eingeladen hatte die erst vor kurzem gegründete Bürger-Park-Initiative Pankow. Sprecher Gerhard Hochhuth erklärt, worum es geht: „Pankow boomt, doch für den dahin siechenden Park ist kein Geld da. Seine Sanierung wurde ständig verschoben, immer weniger Mitarbeiter im Gartenamt, die Parkpflege praktisch auf null gefahren. Das muss sich ändern.“ Die Initiative vermisst ein einheitliches Gestaltungskonzept. Vehement lehnt sie die Senatspläne zur Renaturierung der Panke-Landschaft ab. „Das wäre ein verheerender Eingriff in den Baum- und Flächenbestand“, sagt Hochhuth. Knackpunkt aller Kontroversen aber ist ein privates Tierasyl, das von Blankenburg auf das Werkhof-Gelände des Bürgerparks ziehen soll. Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) stellte erstmals die Pläne des Bezirksamtes vor. „Ein modernes Heim für Tiere zum Anfassen, mit Freigehege und festen Unterkünften. Das könnte eine Attraktion werden“, sagt er. Die Anwohner sind erstaunt über die schon weit gediehenen Amts-Pläne. Werner Krätschell vom Kirchenkreis Pankow, langjähriger Superintendent, bringt es auf den Punkt: „Hier ist kein Platz für mehrere Hundert lärmende Tiere. Dies ist ein Bürgerpark, kein Bürgertierpark.“ Statt des Tierheims wollen die meisten Anwohner auf dem Gelände begehbare Schau- und Lerngärten. Die Bürgerinitiative hat konkrete Pläne. Max Grüber stellt sie vor: „Ein geschützter Bereich für Bildung, Kunst, Kultur; eine vielfältige gärtnerische Nutzung, offene Werkstätten, Bildungsangebote für Familien, Gastronomie in der alten Meierei.“ Ein Konzept, das die Interessen vieler Menschen berücksichtigt.
Nichts entschieden
Stadtrat Kirchner verweist darauf, dass über das Tierheim noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist. Er sichert bei künftigen Planungen die Bürgerbeteiligung zu: „Es gibt keinen Königsweg, jede Idee ist willkommen.“ Inzwischen sind auch die umfassenden Renaturierungspläne des Senats vom Tisch, informiert er. Ohnehin liegt das Projekt „Panke 2015“ derzeit auf Eis; bis zur Klärung von Einwendungen bleiben die Mittel gesperrt.
Jürgen Zweigert, Bild: Bürger-Park-Initiative Pankow