Kritik an Politik der zuständigen Senatsverwaltung.
Die Internationale Gartenausstellung (IGA) wirft ihren grüne Schatten voraus. Am 13. April kommenden Jahres wird sie in Marzahn eröffnet. Doch auch andere Bezirke sollen von diesem Ereignis profitieren. „Wir zeigen, dass Berlin großartige Grünflächen hat“, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher anlässlich der Ausstellungseröffnung „Berlins grüne Orte“ in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Am Köllnischen Park 3. 17 Grünanlagen, Parks und Waldgebiete werden bis zur Eröffnung der IGA für insgesamt 14 Millionen Euro aufgehübscht. Sie sollen – wie der Große Tiergarten – Vorzeigeprojekte sein, die beispielhaft für die großartige Gartenkunst in allen Teilen Berlins stehen. Und zugleich mit Hinweisschildern und kleinen Gartenpavillons für einen Besuch der IGA im fernen Marzahn werben sollen. Dass der Große Tiergarten zum IGA-Botschafter avancierte, wundert niemanden. Er ist immerhin die Lunge der Hauptstadt, das grüne Band, das Ost und West miteinander verbindet. Ein Touristenmagnet schlechthin, in das in den vergangenen Jahren schon viel Geld für seine Erhaltung geflossen ist.
Erster Volkspark
Genau hier setzt auch Kritik an. Während zum Beispiel in Tempelhof-Schöneberg gleich vier grüne Leuchttürme ausgemacht wurden – unter anderem Lehnepark und Alter Park, kamen die ebenfalls nicht unbedeutenden Parks im Wedding wie der Humboldthain oder der Schillerpark gar nicht erst in die engere Wahl. Dabei handelt es sich bei Letzterem um Deutschlands ersten wirklichen Volkspark und ein Gartendenkmal von herausragender Bedeutung. Oder der Humboldthain: Während der Nazizeit durch die beiden Bunkerbauten in Mitleidenschaft gezogen, ist er heute eine der vielseitigsten und schönsten Parkanlagen Berlins. Und beherbergt in den Wintermonaten im ehemaligen Flakturm die drittgrößte Fledermauskolonie der Stadt.
Freiflächen sichern
Pünktlich zum IGA-Startschuss meldeten sich jetzt auch die Naturschutzverbände und die Berliner Gartenfreunde zu Wort. Sie fordern in einem Positionspapier Senatsverwaltung und Bezirke auf, wertvolle grüne Freiflächen dauerhaft zu sichern und von Bebauung frei zu halten. Dazu gehören unter anderem Gewässerufer, Friedhöfe, Kleingärten und Grünanlagen. Diese grünen Freiflächen seien unabdingbar für die Erholung, die Entlastung des Stadtklimas und für den Natur- und Artenschutz und müssen deshalb vor einer Veräußerung und Bebauung geschützt werden. „Der Flächenfraß für Bauprojekte nagt zunehmend an der Substanz der ganzen Stadt. Berlin muss aufhören, ausschließlich über Neubauten zu reden. Stattdessen muss die Stadt anfangen, sich auch damit auseinander zu setzen, welche Flächen benötigt werden, um die Lebensqualität zu sichern. Von den grünen Freiflächen profitieren alle. Wir brauchen den Dialog mit der Stadtgesellschaft darüber, wie wir diese erhalten können“, fordert Dr. Andreas Faensen-Thiebes vom BUND.
Manfred Wolf / Bild: imago/Schöning