Grünen-Fraktion lehnt geforderte Sperrzone im Kiez ab

Mit seinen Vorschlägen zum Thema Straßenprostitution im Kurfürstenkiez hat sich Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) in den vergangenen Wochen wenig Freunde gemacht. Nachdem sich bereits die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), empört über den von ihm geforderten Sperrbezirk gezeigt hatte, stellt sich nun auch seine eigene Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung gegen ihn.

Gegen den Sperrbezirk

In einem auf Initiative von Tilo Siewer und Taylan Kurt gefassten Beschluss erklären sie unter anderem, dass es oberstes Ziel sein sollte, politische Lösungsansätze zu finden, welche die gesundheitliche und soziale Situation der Sexarbeitenden und das Miteinander im Kiez verbessern. „Deshalb lehnen wir die Forderungen nach einem Sperrbezirk ab! Sperrbezirke hätten zur Folge, dass die Sexarbeitenden verdrängt und kriminalisiert würden, während die Sexarbeit weiterhin existiert.“

Existentielle Notlage

Eine solche Sperrzone würde weder Gewalt noch Zwangsprostitution verhindern. Stephan von Dassel hatte zuvor, um die Situation der Prostituierten an der Kurfürstenstraße zu verbessern, sogenannte Verrichtungsboxen im Rahmen eines Sperrbezirks gefordert. „Durch die Akzeptanz des Ist-Zustandes duldet und befördert das Land Berlin Zwangsprostitution, Gewalt gegen Frauen und Drogensucht von Frauen in existenzieller Notlage“, erklärte er seinen Standpunkt zuletzt in einem Thesenpapier.

Von der öffentlichen Hand kontrollierte Verrichtungsboxen könnten die Arbeitsbedingungen der Frauen verbessern. Einig sind sich alle beteiligten Parteien immerhin darin, dass die Beratungsangebote am Straßenstrich beibehalten und noch ausgebaut werden müssen.

Datum: 19. August 2019 Text: Katja Reichgardt Bild: imago images/Olaf Wagner