Fußgänger-Brücke in der Europacity kostet eine Million mehr.
Eine Stadt in der Stadt, ein gläserner Würfel, ein riesiger Stadtplatz, der das Herzstück des Viertels bildet: Die Europacity sorgt seit Monaten mit aufsehenerregenden Projekten für Wirbel. Nun gerät das Areal nördlich des Hauptbahnhofs, das in den kommenden Jahren weitestgehend fertiggestellt sein soll, aber auch wegen schwindelerregender Kosten in die Schlagzeilen. So soll die seit Langem geplante Fußgängerbrücke, die ab Ende 2018 die Stadtteile Wedding und Moabit verbindet, eine Million Euro mehr kosten als bislang geplant. Planungsfehler sind der Grund für die Mehrkosten.
Aber auch an der Gestaltung der Brücke soll gefeilt werden. Knapp 100.000 Euro will sich die Senatsverwaltung den eleganten Übergang von Brücke und Treppenstufen kosten lassen. Die für den Brückenbau unentbehrlichen Schwingungsdämpfer kosten nur 78.000 Euro. Auch das Stahlgeländer soll deutlich dicker werden. Und auch beim Design der Brückenträger und den Kosten der Baustelle haben sich die Planer scheinbar verkalkuliert. Hierfür fallen nochmal rund 500.000 Euro an. In einem städtebaulichen Rahmenvertrag hat sich das Land Berlin 2011 dazu verpflichtet, unter andere eine Fuß- und Radwegbrücke über den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal zu bauen. Im Jahr 2014 fand der entsprechende Realisierungswettbewerb für den Brückenbau statt, der 1.870.000 Euro kosten sollte.
Der Senat spricht von „ausschließlich technisch notwendigen Änderungen“, gegenüber dem Bedarfsprogramm gebe es keine inhaltlich-konzeptionellen Änderungen. Ein Bericht des Senats zeigt aber auch, dass die Kostenschätzungen in den Wettbewerbsunterlagen viele Positionen offenbar nicht ausreichend berücksichtigt. Nun wurden die Gesamtkosten bereits vor Baubeginn auf 2.899.404 Euro hochgesetzt (laut Schwarzbuch). Der Brückenbau wird zu 90 Prozent aus dem Bund-Länder-Förderprogramm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ finanziert, nur zehn Prozent werden vom Investor getragen.
Die Europacity ist eines der großen Bauprojekte in Berlin aktuell. Es entsteht direkt hinter dem Hauptbahnhof, an der Heidestraße, auf einer Fläche so groß wie 90 Fußballfelder. Die ersten Wohnungen sind bereits fertig, Baustart der vier Gebäudekomplexe ist für Anfang 2019 geplant.
Kr/Red, Bild: Katja Reichgardt