Potsdamer Platz: Tierschutzverein kritisiert Abriss im Schnellverfahren.

Trotz lauter Proteste und einer laufenden Petition mussten die Aktivisten vom Tierschutzverein für Berlin (TVB) den Abriss des modernen Taubenhauses auf dem Renzo Piano Haus am Potsdamer Platz hinnehmen. Der ausländische Investor des markanten Spitzgebäudes will auf dem Dach eine Terrasse errichten und ließ den Taubenschlag abbauen. „Berlin verliert somit ein wissenschaftlich fundiertes Vorzeigeprojekt des Tier- und Umweltschutzes. Der TVB hat alle juristischen Mittel in die Wege geleitet, dieses Vorgehen per einstweiliger Verfügung zu stoppen und ist in erster Instanz damit gescheitert“, heißt es seitens des Vereins.

Tiere verenden

Die Begründung des Landgerichts, ein Anspruch unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes bestehe nicht, widerspiegele die Ignoranz deutscher Gerichte für das Staatsziel Tierschutz. Der TVB hat gegen dieses Urteil Beschwerde eingelegt. „Die hier seit vier Jahren angesiedelten und von uns betreuten Tiere wurden nunmehr von heute auf morgen obdachlos. Dies bedeutet, gerade vor der beginnenden Wintersaison, dass besonders ältere oder auch Jungtiere die bevorstehenden Monate nicht überleben werden“, sagt Ines Krüger, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins.

„Vor vier Jahren wurde dieses Projekt für die Hauptstadt gemeinsam mit der Berliner Politik, u.a. dem zuständigen Senator bzw. dessen Staatssekretärin, eingeweiht, jetzt stirbt es für eine Luxus – Dachterrasse und mit ihm etliche Tiere“, kritisiert TVB-Präsident Wolfgang Apel. Außerdem werden die Tauben den angestammten Platz nicht verlassen. Sie sind standorttreu und werden das Gelände künftig vergeblich anfliegen. Die Konsequenz für Anwohner und Besucher: Wieder deutlich mehr Taubenkot auf der Straße, auf Gehwegen und Autos. Schlimmer noch, die unkontrollierte Taubenpopulation wird ansteigen. Die Taubenvoliere hatte seit Inbetriebnahme 2012 durch den Einsatz von Gipseiern für eine tierschutzgerechte Eindämmung der Taubenpopulation gesorgt. Der Taubenschlag beherbergte mehr als 150 Tiere. Deren tierische Hinterlassenschaften summierten sich auf 1,5 Tonnen pro Jahr, die nun wieder ungefiltert auf Gebäuden und Gehwegen landen.

Neuer Standort

Der TVB versucht seit Monaten, einen geeigneten Ersatzstandort in unmittelbarer Nähe zu finden und hat den kanadischen Immobilieninvestor Brookfield ersucht, erst dann den Taubenschlag abbauen zu lassen. Ohne Erfolg. Wer also Ideen oder Informationen zu einem geeigneten Standort hat, kann sich gerne an den Tierschutzverein für Berlin wenden.

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Telefon: (030) 76 888 0

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Sara Klinke, Bild: Tierschutzverein für Berlin