Kiez-Ärger: Keiner fühlt sich für eine gefährliche Fliesenfläche zuständig.

Gerade will Ulrich Koch vorsichtig die Rutschgefahr auf der gefliesten Fläche demonstrieren, da kommt ein junger Mann angerannt, rutscht, strauchelt, fängt sich gerade noch so. „Sehen Sie, was ich meine? Ich hatte nicht solches Glück, bin hier kürzlich gestürzt. Passanten, die mir aufhelfen wollten, stürzten ebenfalls“, sagt der 70-jährige Rentner. „Spiegelglatt, hoch gefährlich bei Regen, Schnee und Frost.“ Es ist Wochenmarkt auf dem Mittelstreifen vor der Greifswalder 87/89. Dienstags, donnerstags und samstags stehen hier – zwischen der (Noch)-Kaisers-Kaufhalle und dem Alnatura-Biomarkt – die Wagen der Obst- und Gemüsehändler, der Bäcker und Fleischer. Besonders viele Ältere sind hier unterwegs. Auf dem etwa 15 Quadratmeter großen Fliesenstück stand einige Jahre ein Container des Marktbetreibers Beetz. Weil hier auch Speisen vorgekocht wurden, ersetzte man aus hygienischen Gründen die Betonsteine durch Fliesen. Als der Marktbetreiber verstarb, verschwand der Container Mitte 2015 – doch die rutschige Fläche blieb. Ein gefährliches Ärgernis für alle, die auf dem Wochenmarkt einkaufen. Niemand fühlt sich zuständig. Inzwischen griff der neue Marktbetreiber zur Selbsthilfe und demolierte einen Teil der Fliesen. Doch eine Lösung ist das nicht.

Verblüffende Antwort

Nach seinem Sturz informierte Ulrich Koch das Bezirksamt und forderte, die Gefahrenstelle schnellstens zu beseitigen. Die Antwort hat ihn überrascht. „Die von Ihnen geschilderte Örtlichkeit ist kein öffentliches Straßenland, somit ist das Bezirksamt Pankow hier nicht zuständig“, teilt ihm Petra Schneider, Abteilung Stadtentwicklung und Bürgerdienste, mit. Sämtliche Grünanlagen und Wege vor den Gebäuden Greifswalder Straße 87/89 – konkret handelt es sich um die Flurstücke 291 und 292 – gehörten der Gewobag. Daher könnten alle Belange dieser Flächen nur vom Grundstückseigentümer geregelt werden. Das sieht dieser völlig anders. Gewobag-Pressesprecherin Josiette Honnef: „Wir sind lediglich im Besitz des Flurstücks 292. Das befindet sich oberhalb der Treppen, hier passierten die Stürze nicht.“ Für den betreffenden Bereich des mittleren Gehwegs, der als Marktort genutzt wird, sei ihr Unternehmen nicht zuständig. Nach erneuter Prüfung der Grundstückszuordnung bestätigt das Bezirksamt jetzt die GEWOBAG-Aussage. „Das Wochenmarkt-Mittelstück wird – nach unserer Kenntnis von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH verwaltet“, sagt Petra Schneider.

Öffentliche Wege

Noch ein Zuständiger! Ulrich Koch ist empört über das bürokratische Ping-Pong-Spiel: „Fliesen raus und rutschfeste Formsteine rein – was ist daran so schwierig?“ Er sieht auch das Bezirksamt in der Pflicht; schließlich geht’s um öffentliche Wege. Locker lassen will er nicht.

Text und Bild:Jürgen Zweigert