Luxusherberge: Cresco Capital installierte mit „Neon Wood“ am Frankfurter Tor eine coole Welt – aber zu teuer für die meisten.

„Neon Wood“ prangt bescheiden über dem Eingang: „Bunter Wald“ – Synonym für eine farbenprächtige, quirlige und coole Welt. Es ist „Open Day“ im frisch fertig gestellten Studenten-Apartmenthaus am Frankfurter Tor/Ecke Warschauer Straße. Keine Schlangen vor der Tür. Die Security-Mannschaft lässt einige junge Leute passieren, die vor Semesterbeginn eine Bleibe in Berlin suchen. Ein paar Anwohner wollen sehen, was aus dem sechsgeschossigen Bürogebäude wurde, das einst die kubanische Botschaft beherbergte und dann viele Jahre vor sich hin gammelte; ein monströser Schandfleck an diesem markanten Platz.

Marktlücken schließen

Der hässliche Betonklotz und die Gebäude im Innenhof haben sich zu einer Luxus-Herberge für betuchte Studierende gemausert: 485 voll möblierte Apartments, mit Küchenzeile und Dusche, 18 bis 35 Quadratmeter groß. Wer es sich leisten kann, muss dafür monatlich 635 für die kleinen und bis 925 Euro für die größeren Zimmer berappen. Wahrlich keine Studentenbuden mehr. Aber wahrlich auch eine exorbitante Summe für Bewohner, die in aller Regel mit schmalem Budget unterwegs sind und durchschnittlich über knapp 900 Euro verfügen. Doch Berlin expandiert rasant auch zu einem Bildungs-Hotspot. Es gibt mehr als 180.000 Studierende. Jugendliche aus aller Welt drängen in die boomende Metropole. Bezahlbare Unterkünfte sind rar.

Jährlich suchen Tausende eine Bleibe. Allein das Studierenden-Werk hat mehr als 4.000 auf der Warteliste. Darauf spekulieren private Investoren und besetzen diese Marktlücke mit preislich hohem Standard.  Wie der luxemburgische Immobilienkonzern Cresco Capital Group, seit 2013 Eigentümer des Grundstücks und mit seiner Berliner Niederlassung Betreiber der „Neon Wood“-Apartments. Vermietungschef Angelo-Justin Günther verteidigt den Mietpreis, erläutert Konzept und Vorzüge des Hauses: „Da ist alles inklusive – moderne Möbel, alle Nebenkosten, starkes Internet, Gemeinschaftsräume, Waschcenter, Spiel und Sport, Hausservice, Sicherheit. Wollte man das einzeln bezahlen, relativiert sich unsere Miete.“ Ein perfekter Mix für alle, die hochwertig wohnen, lernen, ihre Freizeit gestalten wollen und internationale Community lieben. Zudem ein perfekter Ort, City-nah, Tram und U- Bahn vor der Tür, unweit der bei Studenten angesagten Klubs in Mitte und Kreuzberg.

Ausländische Studenten

Die Vermietung laufe gut, aber den Stand gibt er nicht preis. Dennoch: „Mit Beginn des Wintersemesters sind wir voll“, sagt er. Ganz überwiegend  ausländische Studenten buchen hier für ein, zwei Semester.

Um Haus und Hof des Filetgrundstücks im Bundesbesitz wurde bis 2013 heftig gerungen. Land und Bezirk wollten es erwerben, um hier bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Doch der Bund ignorierte standhaft das soziale Begehren. Seine Immobilienanstalt (BIMA) hatte den Auftrag, es so teuer wie möglich zu veräußern. Der ermittelte Wert lag bei rund 10 Millionen Euro, in einem Bieterverfahren bekam dann Cresco Capital Group für knapp 16 Millionen den Zuschlag.

Autor und Bild: Jürgen Zweigert