Spandau ist einer der Bezirke mit den meisten schuldistanzierten Schülerinnen und Schülern. Bild: IMAGO/Westend
Spandau ist einer der Bezirke mit den meisten schuldistanzierten Schülerinnen und Schülern. Bild: IMAGO/Westend

Die Bildungssenatorin Sandra Scheeres stellt Eckpunkte zum Umgang mit dem Problem vor.

Wenn Jugendliche regelmäßig die Schule schwänzen, stehen Eltern und Familien vor einer echten Belastungsprobe. Was Schulversäumnisanzeigen für unentschuldigtes Fehlen betrifft, lag Treptow-Köpenick mit 254 im vergangenen Schuljahr weit hinten. Am wenigsten meldete Charlottenburg-Wilmersdorf (147). Die meisten Schulversäumnisanzeigen gab es laut Senat mit 1.404 in Mitte. Die meisten Bußgeldbescheide wurden in Neukölln erteilt (447).

Massive Schuldistanz

Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat jetzt einige Eckpunkte vorgestellt, wie die Behörden künftig gegen die mitunter massive Schuldistanz der Heranwachsenden vorgehen sollen. Um einen besseren Überblick zu bekommen, sollen die Fehlstunden einzelner Schüler zu Fehltagen zusammengefasst werden. 30 Fehlstunden würden fünf Fehltage ergeben. Die Folge wäre dann eine Schulversäumnisanzeige. Wer besonders häufig unentschuldigt fehlt, wird für zehn bis zwölf Wochen zum Unterricht in Kleinklassen verdonnert. Dieses Modell wird in Steglitz-Zehlendorf bereits erprobt. Um von besonders vielen Fehlzeiten betroffene Schulen zu unterstützen, soll die Zahl der Schulsozialarbeiter um 20 auf 337 angehoben werden.

Scheeres kritisierte Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg dafür, völlig auf Bußgeldbescheide zu verzichten. Wenn sich Eltern nicht um ihre Kinder kümmern, müsse man handeln und sich auf die Seite der Kinder stellen, so die SPD-Politikerin.  „Fast alle von uns verhängten Bußgelder endeten mit einer fruchtlosen Pfändung“, kontert Treptow-Köpenicks Bildungsstadträtin Cornelia Flader (CDU) die Kritik. der Senatorin. „Dem Schulschwänzen geht meist eine lange individuelle, familiäre Episode voraus. Ein Bußgeld bewegt die Schüler nicht zum Schulbesuch. Die Erfahrung zeigt, dass eine polizeiliche Zuführung viel stärker wirkt.“

Ursachen erforschen

Den Vorschlag, Fehlstunden zu Fehltagen zusammenzufassen und im Schulzeugnis auszuweisen, hält die ehemalige Schulleiterin für falsch: „Sechs Fehlstunden sind nicht per se ein Schultag. Die Ausweisung einer erheblichen Anzahl an Fehlstunden soll dazu führen, darüber nachzudenken, in welcher Lebenssituation sich ein Schüler befindet, ob er immer zu einer bestimmten Uhrzeit den Unterricht versäumt.“ Hier sei zunächst Ursachenforschung gefragt.

Positiv bewertet Flader hingegen den Unterricht in Kleinklassen: „Das kann ein gutes Instrument sein, damit die Schüler wieder Vertrauen gewinnen.“ Unbedingt sei jedoch immer die Lebensumstände in der Familie zu betrachten. „Hier sollte gegebenenfalls der Druck auch erhöht werden.“

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Text: Nils Michaelis, Bild: imago/Westend61