Politik und Verwaltung reagieren überwiegend positiv auf die Pläne für das Exilmuseum.
An vielen Erinnerungsorten in der Stadt spielt auch das Exil eine Rolle. Ein eigenes Museum ist diesem Thema bisher jedoch nicht gewidmet. Seit langem arbeitet eine Stiftung daran – und ist nun einen großen Schritt vorangegangen.
Am Anhalter Bahnhof, auf einem relativ kleinen Grundstück, das bisher als Grünfläche gilt, soll es entstehen. Die ersten Pläne wurden den politischen Gremien bereits vorgestellt, insbesondere im Bezirk ist der Zuspruch offenbar groß. Auf Senatsebene sieht man das Vorhaben nicht unbedingt kritisch, stellte zunächst aber auch die Sinnfrage.
Die vom Kunsthändler Bernd Schultz initiierte Stiftung möchte einen Ort schaffen, der den Inhalt des Worts Exil begreifbar machen soll, und das nicht nur an prominenten Beispielen. Einen Schwerpunkt bilden soll das mit dem Jahr 1933 beginnende Zwangsexil jener, die vor den Nationalsozialisten flüchteten. Dies, so die Stiftung, sei einem Exodus der deutschen Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft gleichgekommen. Wer im Exil sein Leben habe retten können, gelte in der Öffentlichkeit bis heute nicht als NS-Opfer.
Privat finanziert
Für viele dieser Menschen habe die Flucht am Anhalter Bahnhof begonnen, begründet die Stiftung ihre Standort-Wahl. Den Investitionsbedarf schätzt sie auf 30 Millionen Euro, die zum Teil durch den Verkauf der privaten Sammlung des Gründers aufgebracht werden können. Darüber hinaus sollen Spenden bei der Finanzierung helfen. Der Rückgriff auf öffentliche Gelder ist bisher nicht mit eingeplant. Um tatsächlich am Anhalter Bahnhof bauen zu können, müsste der dort gültige Bebauungsplan geändert werden, weshalb der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, André Schmitz, die Pläne zuletzt im Kulturausschuss des Bezirks vorstellte. Der Zuspruch war insgesamt groß, und auch die Bezirksverwaltung hat offenbar wenig gegen das Vorhaben einzuwenden, denn einen Aufstellungsbeschluss für die Bebauungsplanänderung gibt es bereits, nebst Entwurf für die Anpassungen. Wie das Gebäude selbst aussehen soll, das wird im Rahmen eines Architektenwettbewerbs entschieden.
Gegenwart im Exilmuseum thematisieren
Auf Senatsebene stieß das Projekt zwar auf grundsätzliche Zustimmung, doch schien man sich zunächst zu fragen, ob es für eine Exil-Ausstellung noch einen Bedarf gibt. Das geht zumindest auf die Antwort auf eine Anfrage an den Abgeordneten Daniel Wesener hervor. Darin heißt es aus der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, es gebe in Berlin schon eine ganze Reihe öffentlich geförderter Institutionen, die sich bereits über Ausstellungen und Veranstaltungen sowie durch Sammlungs- und Dokumentationsschwerpunkte mit dem Thema befassen. Auch Institutionen mit überregionalem Anspruch würden sich mit dem Thema Exil bereits beschäftigen.
An Anerkennung gewonnen hat das Vorhaben zum einen durch den nun geplanten Standort Anhalter Bahnhof, dem die Senatsverwaltung eine hohe Symbolbedeutung für das Thema zuschreibt. Außerdem hatte Kultursenator Klaus Lederer im Jahr 2017 darum gebeten, das Museum solle auch aktuelle Bezüge zu Gründen
für ein Exil in der heutigen Zeit herstellen. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung kündigte danach an, die Geschichte von Verfolgung und Massenmigration bis heute in dem Museum thematisieren zu wollen. Auch dies steigerte die Akzeptanz.
14.9.2018, Text: Redaktion, Bild: Oliver Schlappat