Das Reickendorfer Begegnungsfest findet erstmals in dem Problemviertel statt.

Am 15. September steht die sechste Auflage das Begegungsfestes an. Erstmals findet die Veranstaltung im Zeichen der Offenheit im Märkischen Viertel statt. Das hat Gründe: Nicht nur beim Thema Miteinander gibt es in dem Kiez noch einiges zu tun.

Auf dem Begegnungsfest (von 13 bis 17 Uhr auf dem Stadtplatz gegenüber vom „Märkischen Zentrum“ am Wilhelmsruher Damm) können sich neu hinzugezogene und schon länger im Kiez lebende Bürger näher kennenlernen. „Vor allem für neu angekommene Menschen ist es wichtig, dass sie von ihren neuen Nachbarn willkommen geheißen werden und mit ihnen in Kontakt kommen können“, heißt es in einer Ankündigung des Bezirksamtes.

Das Begegnungsfest wird durchgeführt von dem Integrationsbüro und dem Jugendamt des Bezirks, dem BENN-Team aus dem Märkischen Viertel sowie dem Netzwerk „Willkommen in Reinickendorf“. Neben Partnern aus der Wohnungswirtschaft wird das Fest auch durch Fördermittel aus dem Integrationsfonds des Masterplans für Integration und Sicherheit finanziell unterstützt, teilt das Bezirksamt mit.

Mehr Offenheit

Die Wahl des Festortes ist kein Zufall, denn beim Thema Nachbarschaft gibt es im Märkischen Viertel noch einige Baustellen. „Die Akzeptanz für Flüchtlinge ist von Bereich zu Bereich sehr unterschiedlich“, nennt Sozialstadtrat Uwe Brockhausen ein Beispiel. Das Begegnungsfest soll auch auf diesem Gebiet für mehr Offenheit sorgen. Im Frühjahr wurde ein modularer Neubau für Geflüchtete übergeben. Langfristig könnten die 109 Wohnungen auch von Senioren oder Studenten genutzt werden, so Brockhausen.

Im Märkischen Viertel müsse verhindert werden, dass sich sozial benachteiligte Milieus abschotten, sagt der SPD-Politiker: „Wir verfolgen genau das Sozialraum-Monitoring des Senats, laut dem aktuellen Stand ist die Entwicklung im Märkischen Viertel insgesamt nachteilig.“ Man müsse darauf achten, dass sich dort – wie es gerade im Großraum Scharnweberstraße zu erleben sei – keine geschlossenen kulturellen oder sprachlichen Milieus herausbilden. Daher habe das Wohnungsunternehmen Gesobau die Ausnahmegenehmigung erhalten, mehr Mieter ohne Wohnberechtigungsschein aufzunehmen als sonst üblich.

Wichtige Projekte

Das Bezirksamt begleitet die Aufwertung des Märkischen Viertels mit Stadtumbauprojekten. Am Dienstag wurde der symbolische Spatenstichfür die Sanierung und Erweiterung des Integrations- und Familienzentrums der Apostel-Petrus-Gemeinde feierlich vollzogen. Insgesamt 1,5 Millionen Euro wurden aus dem Förderprogramm Stadtumbau für das „Graue Haus“ bereitgestellt. Die Kirchengemeinde beteiligt sich mit etwa 10 Prozent Eigenmitteln.

Zudem ist kürzlich die Unabhängige Sozialberatung des Diakonischen Werks an den Start gegangen. Diese bietet niedrigschwellige Angebote für Menschen an, „die nicht unbedingt den Weg ins Rathaus finden“, so Brockhausen. Die Anlaufstellen sind am Wilhelmsruher Damm, Am Stadtplatz und im Familienzentrum „Face“ in der Titiseestraße. „Im Märkischen Viertel ist einiges in Bewegung“, resümiert er.

Lebensqualität im Blick

Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU): „Ins Märkischen Viertel sind seit 2009 knapp 40 Millionen Euro für den Stadtumbau investiert worden und auch der Bezirk hat sehr viel dafür getan, um die Wohn- und Lebensqualität zu verbessern und die Großsiedlung an den demografischen Wandel anzupassen. Mit Fördermitteln wurden das Fontane-Haus und andere öffentliche Gebäude energetisch erneuert, zahlreiche Grünflächen und Fußwegeverbindungen ausgebaut und neue Spiel- und Sportangebote geschaffen

Das zwischen 1963 und 1974 errichtete Märkische Viertel war die erste große Neubausiedlung des ehemaligen West-Berlins.

Datum: 13. September. Text: Nils Michaelis. Bild: Bezirksamt Reinickendorf