Alternativen zum Plastikprodukt gibt es viele – das Unternehmen „HALM“ hat sich auf stabiles Glas fokussiert.
Jeden Tag werden weltweit zwischen drei und sechs Milliarden Plastikstrohhalme benutzt und natürlich auch weggeschmissen. Das entspricht dem Gewicht von etwa 500 Orca-Walen. In Deutschland landen schätzungsweise 40 Milliarden Plastikhalme in den Mülleimern. Bis ein einziger davon verrottet ist, dauert es rund 500 Jahre. Unvorstellbare Zahlen, aber leider knallharte Realität. Die Europäische Union hat nun das Verbot von Plastik-Trinkhalmen (EU) ausgesprochen. Nutzer und Hersteller haben noch Zeit bis zum Jahr 2021 (dann tritt das Gesetz in Kraft), um sich um Alternativen zum Plastik-Trinkhalm zu bemühen. Das Friedrichshainer Start-up „HALM“ produziert und vertreibt seit November 2016 wiederverwendbare Trinkhalme aus extrem stabilen Spezialglas.
Der Schlüsselmoment
Die Idee kam dem Gründerteam Hannah Cheney und Sebastian Müller im Jahr 2015, als sie mit einer Gruppe von Freunden die thailändische Insel Koh Phayam besuchten. Unmengen von Plastik aus dem Indischen Ozean wurden an die Traumstrände geschwemmt. Kurzerhand beschlossen die beiden, eine Müllsammelaktion zu organisieren. Innerhalb von wenigen Stunden füllten sie 25 Säcke à 150 Liter mit Plastikmüll. Gefühlt sei jedes zweite Stück Müll ein Strohhalm aus Plastik gewesen, erinnert sich Cheney., und weiter: „Wir waren alle geschockt. Das Erlebnis war der Schlüsselmoment. Dann haben wir uns gesagt, dass wir etwas tun müssen. Aber schon vorher haben wir mit Sorge beobachtet, welche Schäden wir der Umwelt mit unserer aktuellen Wirtschaftsweise zufügen.“
Viele Vorteile
Mit Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche hatten vor der Gründung weder Müller (Wirtschaftsingenieur) noch die gebürtige Australierin Cheney (Wirtschaftsstudium in Sydney) zu tun. HALM versteht sich als das Pionier-Business für Trinkhalme aus Glas. Natürlich gibt es auch andere Alternativen, zum Beispiel Papier, Metall und Bambus. Anbieter auf dem Markt gibt es für jedes Material, doch das HALM-Team ist von den Vorzügen der Glas-Trinkhalme überzeugt: „Papier weicht auf, Metall hat einen Eigengeschmack, mit Bambus kann es hygienische Probleme geben.“ Eine ganz ausgefallene Idee: Makkaroni als Trinkhalme. Bei Heißgetränken kann man sie sogar nach dem Trinken verspeisen.
Glas sei jedoch das einzige Material, das ausschließlich Vorteile bringt: Es ist geschmacksneutral, leicht zu säubern, extrem langlebig und stabil. „Darum sind wir davon überzeugt, dass dies der neue Standard für Trinkhalme wird“, sagt Hannah Cheney. Über den Rückenwind durch die EU freue sich das Unternehmen natürlich sehr. „Selbstverständlich kommt das auch unserem Geschäft zugute. Wir gehen davon aus, dass der Markt für wiederverwendbare Trinkhalme in den nächsten Jahren rapide zunehmen wird“, sagt Müller. HALM werde komplett in Deutschland produziert und verarbeitet, das gelte auch für die Verpackung. Die Lebensdauer der HALM-Trinkhalme sei sehr hoch. „Daher könnten sie auch an die Enkel vererbt werden“, heißt es auf Nachfrage des Berliner Abendblattes. Trotz der Stabilität sind sie jedoch nicht unzerbrechlich.
Präsenz ausbauen
In diversen Bio-Supermärkten und Unverpackt-Läden sind die HALM-Halme bereits zu finden, ebenso wie in einigen REWE- und Edeka-Filialen und natürlich im Internet. Außerdem vertreibt das Unternehmen sein Produkt an viele Restaurants und Cafés. „Wir wollen unsere Präsenz im stationären Handel weiter ausbauen“, sagt Müller.
Datum: 18. Januar 2019, Autor: Sara Klinke, Bilder: Melissa Steiner (HALM)