Bezirksparlament und ADFC fordern bessere Verbindungen in die Nachbarbezirke
Der Radverkehr zwischen Spandau und den Nachbarbezirken Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf legt seit Jahren kräftig zu, doch die Infrastruktur hängt hoffnungslos hinterher. Um die Strecken sicherer zu machen, hat die Bezirksverordnetenversammlung das Bezirksamt jetzt beauftragt, bei Senat und Bund eine „zeitnahe durchgehende Ertüchtigung“ zu erwirken. Neben Verbesserungen auf vorhandenen Verbindungen, darunter Juliusturm – Nonnendammallee, Siemensdamm – Freiheit und Wiesendamm – Heerstraße, soll der Bau neuer Strecken geprüft werden. Kreuzungen und Straßenmündungen sollen gegebenenfalls optimiert werden. Den entsprechenden Antrag der SPD hat die Bezirksverordnetenversammlung einstimmig beschlossen.
Lange Mängelliste
Der ADFC hat eine lange Liste mit Mängeln und Verbesserungsvorschlägen vorgelegt. Als gefährlich bezeichnet Christoph Grabka, Sprecher des Radlobbyisten-Verbandes in Spandau, vor allem den Radweg am Spandauer Damm. Der Abschnitt zwischen Königin-Elisabeth-Straße und Stadtautobahn sei viel zu schmal und führe ohne Schutzstreifen an den parkenden Autos vorbei. An stark befahrenen Ausfallachsen wie Heerstraße, Spandauer Damm und Siemensdamm würden zahlreiche Engstellen und schlechter Fahrbahnbelag den Radverkehr beeinträchtigen. Am Nonnendamm habe der Ausbau bereits begonnen, sollte aber forciert werden. Viele Radfahrer würden auf den Radweg Berlin-Kopenhagen und den Spreeradweg ausweichen. Als Abzweig vom Spreeradweg zur Siemensstadt und Charlottenburg-Nord würde sich das Wehr der Charlottenburger Schleuse anbieten, wo man jetzt jedoch vor einem verschlossenen Tor steht.
„Der Spreeradweg befindet sich in einem jämmerlichen Zustand“, so Grabka. „Unter den Brücken und in weiteren Bereichen ist er viel zu schmal und die Steine schauen auch schon aus der Sandpiste.“ Im Moment ende der Spreeradweg mit einer „gewaltigen“ Steigung am Wiesendamm, von wo aus der Abschnitt bis zur Altstadt, trotz mehrere Jahre alter Planungen, fehle. Dieser Weg würde im Grünen entlang dem Nordufer der Spree geführt werden, so Grabka. „Damit wären sowohl Haselhorst, als auch Altstadt, Neustadt, Hakenfelde und die Zitadelle besser angebunden.“
Weniger tödliche Unfälle
Laut Polizeistatistik waren Unfälle mit Radfahrern im vergangenen Jahr seltener als zuvor. Die Zahl sank gegenüber dem Vorjahr von 7.495 auf 7.069. Während tödliche Radler-Unfälle deutlich von 17 auf 9 zurückgingen, gab es eine Zunahme bei Schwerverletzten. Hier kletterte die Zahl von 583 auf 627. Als häufigste Unfallursache wurde fehlerhaftes Abbiegen durch Auto-und Lkw-Fahrer genannt. Ein Drittel der getöteten Radfahrer waren Opfer rechtsabbiegender Lastwagen, so der ADFC.Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos/für Grüne) kündigte an, die Straßen sollten noch sicherer werden: mit dem Umbau gefährlicher Kreuzungen, mit zusätzlichen Fußgängerüberwegen und perspektivisch auch mit Verbesserungen auf Bundesebene. Demnach sollen noch in diesem Jahr zehn Kreuzungen geändert werden.
Weltweit größte Rad-Demo
Der ADFC ruft am 3. Juni wieder zur Sternfahrt durch Berlin auf. Die nach eigenen Angaben größte Fahrrad-Demonstration der Welt versteht sich als Protest gegen Luftverschmutzung und gegen eine einseitige Politik zugunsten des Autoverkehrs. Die Tour beginnt vormittags in allen Bezirken und führt bis zum Brandenburger Tor. Startpunkte im Bezirk sind die Bahnhöfe Albrechtshof (10.50 Uhr), Staaken (11 Uhr) und Spandau (11.20 Uhr).
Datum: 22. Mai 2018. Text: Nils Michaelis, Bild: imago/Seeliger