Stadtrat veröffentlicht Zahlen zu Arbeitslosigkeit und Armut.
Mitte ist mit seinen rund 380.000 Bewohnern der zweitgrößte Bezirk Berlins. Nur in Pankow leben mit fast 400.000 Menschen noch mehr. Die soziale Lage aber könnte in beiden Bezirken nicht unterschiedlicher sein. Während die Pankower das höchste Pro-Kopf-Einkommen Berlins haben, leben in Mitte immer mehr Erwachsene und Kinder an der Armutsgrenze. Das zeigen Zahlen eines nun von Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) veröffentlichten Berichts zur sozialen Lage.
Soziales Ungleichgewicht
Aber auch innerhalb des Bezirks gibt es große Unterschiede. So leben in den Stadtteilen des Altbezirks Mitte, also Regierungsviertel und Alexanderplatz, lediglich 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Hartz-4-Haushalten, rund um die Osloer Straße sind es fast 65 Prozent. Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied im Brunnenviertel. Im Weddinger Teil sind fast 60 Prozent der Bewohner Hartz-4-Empfänger, im benachbarten Brunnenviertel-Süd liegt die Quote gerade einmal bei sechs Prozent. Mit 9,5 Prozent liegt die amtliche Arbeitslosenquote in Mitte (Stand: Juni 2018) ohnehin deutlich über dem Berliner Durchschnitt (7,9 Prozent) nur noch hinter Neukölln (11,5 Prozent). Die hohe Arbeitslosenzahl erklärt sich das Bezirksamt auch mit dem niedrigen Bildungsniveau in Mitte.
Mit einem Abiturientenanteil von 56,4 Prozent der Bevölkerung liegt der Bezirk hier zwar auf dem vierthöchsten Rang in Berlin, aber auch auf dem zweithöchsten Platz bei Menschen ohne Schulabschluss mit 9,3 Prozent. „Die Tatsache, dass mehr als 70 Prozent der arbeitslosen und arbeitssuchenden Arbeitslosengeld-2-Empfänger in Mitte über keinen beruflichen Abschluss verfügen, weist auf eine strukturelle Problemlage (nicht nur aber insbesondere) in Mitte hin, die nicht durch kurzfristige Maßnahmen behoben werden kann“, schlussfolgert Gothe in seinem Bericht. Ohnehin driftet der Bezirk immer weiter auseinander. Das zeigt sich auch an der Einkommensverteilung: 7,4 Prozent der Einwohner verdienen mehr als das Doppelte des Durchschnitts, während fast 30 Prozent in Armut leben.
Weitere Probleme
Die steigende Einwohnerzahl führt zudem dazu, dass Kita- und Schulplätze immer knapper werden. Als Problem sieht Gothe zudem die Mietenentwicklung und Verdrängung von Alt-Mietern, denen er mit dem vermehrten Einsatz des Vorkaufsrechts entgegenwirken möchte. Der Bezirk müsse aber auch beim Bauen aktiv werden. „Außerdem muss für ausreichendes Personal in den entsprechenden Planungs- und Bewilligungsinstanzen gesorgt werden, um die dafür nötigen Bauvorhaben zügig zu ermöglichen.“ Gleichzeitig deutet er an, sich für ein solidarisches Grundeinkommen einsetzen zu wollen, um die Zahl der Arbeitslosengeld-Empfänger in Mitte und berlinweit zu verkleinern. Wer einen Blick auf den Bericht werfen möchte, findet diesen im Netz.
Datum: 20. Januar 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: Thinkstock/iStock/monstArrr_