Neue Orgel in der Kapelle der Versöhnung erklingt zu Herbst-Konzerten.
Seit einigen Tagen erklingt in dem auffälligen, ovalen Lehmstampfbau an der Bernauer Straße 4 eine neue Orgel. Und was für eine. Dank des großzügigen Zuschusses einer anonymen Spenderin hatten die Spezialisten der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke genügend finanziellen Freiraum um ein besonderes Instrument für einen besonderen Ort zu bauen. Dabei wollten sie den Gedanken der Versöhnung in die neue Orgel einfließen lassen.
So entstand die Idee bestimmte Register in ihrer klanglichen Ausprägung einem Land der Alliierten zur Zeit des geteilten Berlins zuzuordnen. „Russland, Amerika, Frankreich und England werden jeweils durch eine Pfeifen-Familie in der neuen Orgel repräsentiert und gewissermaßen auch vereint sein.“ Bei der Einweihung der Orgel wurden die Klangunterschiede und die gleichzeitig herrschende Einheit der unterschiedlichen Fassetten bereits hörbar. Für den britischen Klang sorgt beispielsweise das Register „Open Diapason“, das nach dem Vorbild englischer Baukunst konzipiert wurde.
Für den sphärischen Klang der USA wurde ein „Vox Coelestris“ Register eingebaut, für Russland das „Bajan“ und nach französischer Bauart das „Basson-Hautbois“. Immerhin steht die Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Grenzgebiet und wurde in ihrer ursprünglichen Form im Jahr 1985 gemäß eines „Maßnahmeplans für die Erhöhung von Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit an der Staatsgrenze zu West-Berlin“ gesprengt. Am 9. November wurde die neue Kapelle schließlich eingeweiht. Seitdem erinnert sie als Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer an das getrennte und wieder-vereinte Berlin. Das einzige, was all die Jahre fehlte, war eine richtige Orgel.
Die erhielt die Versöhnungsgemeinde nun endlich, nach Jahren des Wartens. Wer sich vom besonderen Klangkolorit der neuen Versöhnungs-Orgel überzeugen möchte, hat dazu auch im Rahmen einiger Gratis-Konzerte Gelegenheit. Am 14. Oktober, um 17 Uhr, gibt es romantische Musik für Violine und Orgel mit Werken von Rheinberger und Webber. An der Orgel sitzt dann Annette Diening. Am 28. Oktober werden hier Orgelwerke über Lutherlieder präsentiert. Die bisherige Walcker-Orgel geht als Geschenk an eine Schule im russischen Sankt Petersburg.
(kr/red)