Artenschutz: NABU zeichnet in Gatow Berlins erstes schwalbenfreundliches Haus aus.
Dreißig Schwalbennester zieren die Außenwand des Einfamilienhauses der Familie Rheinfeld in Gatow. Seit die ersten Mehlschwalben vor mehr als zehn Jahren die Gastfreundschaft der Rheinfelds erfahren durften, sind immer mehr Nester und Brutpaare dazu gekommen. Ordentlich reiht sich die Töpferkunst unter dem Dachvorsprung auf. In diesem Jahr werden von den 30 Nestern 19 bebrütet. Der NABU Berlin hat die Familie Rheinfeld für ihre große Gastfreundschaft mit einer Plakette und einer Urkunde ausgezeichnet.
Faszinierende Flugmanöver
Heidi Rheinfeld erklärt: „Die Schwalben sind für uns eine echte Freude, ihre Flugmanöver sind faszinierend, sie gehören quasi zur Familie. Die Kotreste nehmen wir in Kauf. Die trocknen und ich fege sie am Ende der Saison einfach von der Wand ab.“ Damit hört ihr Einsatz für die kleinen Zugvögel aber nicht auf. Junge Schwalben werden nach missglückten Flugversuchen wieder ins Nest gehoben. Außerdem haben die Rheinfelds einen Teich angelegt, aus dem einige Nahrung für die Schwalben hervorgeht, und sie pflegen ihren Garten naturnah.
Brutplätze erhalten
„Die Zahl an Mehlschwalben geht bundesweit seit vielen Jahren zurück, auch hier in Berlin“, berichtet Melanie von Orlow, 2. Vorsitzende des NABU Berlin. Eine der Hauptursachen ist der Verlust an Brutplätzen. Mehl – und Rauchschwalben töpfern sich an Hauswänden – die einen innen, die anderen außen – kunstvolle Nester aus Lehm, die sie über Jahre immer wieder nutzen. Viele Nester werden aber im Rahmen von Fassadensanierungen unbedacht entfernt oder aus verstärktem Hygieneempfinden absichtsvoll illegal abgeschlagen.
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU Berlin diesem Trend entgegenwirken und zeichnet ab sofort Menschen aus, die die gefiederten Glücksbringer an ihren Häusern willkommen heißen, indem sie Brutplätze erhalten oder neue schaffen. „Jeder kann mit einfachen Mitteln Schwalben an seinem Haus willkommen heißen: mit Nestgrundlagen wie Rauputzstreifen oder Brettchen, Kunstnestern und einer Lehmpfütze im Garten“, erklärt Marvin Wolf, der beim NABU Berlin ein „Freiwilliges ökologisches Jahr“ absolviert und das Projekt betreut.
Wer wie die Rheinfelds das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstler an seinem Haus duldet und fördert – ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um Wohnhaus, Pension, Geschäft, Pferde-, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt – kann sich auch um eine Plakette bewerben. Nähere Informationen und das Bewerbungsformular zum „Schwalbenfreundlichen Haus“ gibt es im Netz.
Red., Bild: Melanie von Orlow