Bildung: Bezirksschulen bröckeln seit Jahrzehnten – 560 Millionen Euro kostet die Sanierung.
18 Monate haben die zwölf Berliner Bezirke den Sanierungsbedarf ihrer Schulen ermittelt. Das Ergebnis: Die Gesamtkosten für alle 700 Berliner Schulen belaufen sich auf 4,9 Milliarden Euro. Tempelhof/ Schöneberg benötigt davon mit 560 Millionen Euro am meisten. „Es ist fast überall dramatisch: Die Toiletten funktionieren nicht, die Dächer sind undicht, der Knöterich wächst durch die Wände oder die Kinder können den Sportplatz nicht nutzen“, sagt Martina Zander-Rade (Grüne), Vorsitzende des Schulausschusses im Bezirk. „Für Eltern, Kinder und Lehrer ist das alles unerträglich.“ 1,5 Milliarden Euro will der Senat für akute Maßnahmen in den kommenden zehn Jahren berlinweit bereitstellen. Für Zander-Rade ist das zu wenig. „Am besten wäre es für die Schulen im Bezirk, die Gebäude werden, da wo es nötig ist, komplett durchsaniert“, sagt die Grünen-Politikerin. Statt einer auskömmlichen Finanzierung käme der Senat tröpfchenweise mit Sonderprogrammen, etwa für die Toiletten, Sportstätten oder die Fenster. „Und bei uns sind die Mitarbeiter dann teilweise nur damit beschäftigt, diese Programme zu bearbeiten – das ist Flickschusterei“, sagt Zander-Rade. Sie rechnet sogar mit noch höheren Kosten als den 560 Millionen Euro, „denn überall, wo wir bohren, kommt uns sprichwörtlich die Wand entgegen, manchmal in Form von Asbest“.
Kosten steigen
Jeder Tag, an dem Sanierungen weiter hinausgeschoben werden, kostet. Das zeigt das Beispiel Gustav-Heinemann-Oberschule in der Waldsassener Straße. 26 Millionen Euro wurden hier in der inzwischen 20-jährigen Planung vor zehn Jahren veranschlagt. Auch wegen neuer Umweltauflagen sind die erwarteten Kosten inzwischen auf 43 Millionen Euro gestiegen. Dennoch: Der Neubau wird für die Schule, die seit 1991 „übergangsweise“ in Containern untergebracht ist, unbedingt benötigt.
Jahrelange Baustelle
An umfangreiche Sanierungen haben sich die Schüler und Lehrer an der Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau gewöhnt. Seit rund vier Jahren wird das 1903 eingeweihte Gebäude dort Stück für Stück saniert. „Die Schule ist seit den 60er Jahren nicht mehr angefasst worden, nur das Nötigste wurde repariert“, erklärt Schulleiter Michael Rudolph. „Früher hat es jahrelang durchs Dach geregnet und im Winter hatten wir auf dem Dachboden ein Meter hohe Schneewehen.“ Durch die Sanierungen sieht der Schulleiter den Unterricht nicht weiter beeinträchtigt. „Wir mussten seltene Male den Unterricht verkürzen, wenn es zum Beispiel bei den Arbeiten mit dem Kran Sicherheitsbedenken gab – oder die jeweilige Klasse musste auf einen anderen Raum ausweichen, wenn die Fenster ausgetauscht wurden“, sagt Schulleiter Rudolph.
Daniel Seeger, Bild: Friedrich-Bergius-Schule