Wenn der Denkmalschutz zu Makulatur wird.
Im ehemaligen Magazin der Staatsoper Berlin entsteht eine staatlich anerkannte Musikhochschule, die Barenboim-Said-Akademie. Die Bauarbeiten haben im Mai 2014 begonnen und werden Ende dieses Jahres abgeschlossen (das Berliner Abendblatt berichtete). „Ich sehe die Akademie als eine Initiative, die Entwicklung denkender junger Musiker durch intensive musikalische und besonders auch philosophische Weiterbildung zu fördern“, sagte Daniel Barenboim, der Gründer und Präsident der Akademie, anlässlich des Richtfestes.
Großzügiger Denkmalschutz
In das denkmalgeschützte Gebäude – das ehemalige Kulissenlager der Staatsoper – wurden rund 2.200 Kubikmeter Beton und 700 Tonnen Stahl verbaut. Es entstehen Probe-, und Seminarräume, ein Auditorium, eine Bi-bliothek, Büros, Garderoben sowie ein Konzertsaal. Namensgeber des Saals ist der Komponist Pierre Boulez, der am 26. März dieses Jahres 91 Jahre alt geworden wäre. Der vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfene Konzertsaal ist ein Glanzpunkt der Akademie. Die Architektur des Saals eröffnet eine außergewöhnliche Perspektive. Sie wird von zwei Ellipsen geprägt, deren Achsen so gegeneinander verschoben sind, dass der Anblick des Rangs einen Eindruck von Schwerelosigkeit vermittelt – er schwebt gleichsam im Raum. Mit Zustimmung der Berliner Denkmalpflege konnte Gehry sämtliche Innenmauern und Decken des unter Denkmalschutz stehenden Paulick-Gebäudes herausreißen lassen. Und auch wenn hier zweifelsohne ein Architektur-Kleinod und ein Klangwunder entsteht – wenn‘s um die Wünsche von Daniel Barenboim geht, ist der Berliner Denkmalschutz außerordentlich großzügig. Wurde doch die andere Hälfte des Baus im Auftrag des Landes und der Staatsoper, deren Generalmusikdirektor Barenboim ist, jüngst komplett abgerissen und durch einen Neubau mit kopierten Paulick-Fassaden ersetzt. Und angeblich war es auch Barenboims Wunsch, dass für eine 1,7 Sekunden längere Nachhallzeit im Saal der Staatsoper deren Decke für viele Millionen Euro um fünf Meter angehoben werden musste.
Zeitplan eingehalten
Immerhin: Der Bau der Barenboim-Said-Akademie bewegt sich im anvisierten Zeitplan – er kann auch innerhalb des Budgets von 33,7 Millionen Euro realisiert werden. 20 Millionen Euro fließen aus dem Etat der Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters in das Bauprojekt. Die Restkosten bringen private Spender auf.
mw, Bild: Jan Zappner