Die Bahn prüft Verbindungen bis nach Steglitz und Zehlendorf.

Eigentlich wollen alle die Potsdamer Stammbahn reaktivieren – aber bislang kommt das Projekt über Visionen nicht hinaus. Seit Jahrzehnten liegt die älteste – 1838 eröffnete – Verbindung zwischen Berlin und Potsdam brach. Bis zum Mauerbau zuckelte die S-Bahn noch über Zehlendorf hinaus und endete in Potsdam. Seitdem verrotten die Gleise im Wald. Völlig ungewiss, wie lange noch.

Anfang der 90er-Jahre waren die Hoffnungen und die Pläne schon mal größer: Als der Tiergartentunnel für die Nord-Süd-Fernbahn entstand, wurde südlich des Potsdamer Platzes ein Verzweigungstunnel vorgehalten, durch den die Züge der Stammbahn geleitet werden sollen. Doch 2008 ergab eine Studie, dass sich ein Wiederaufbau der Stammbahn als Regiostrecke vom Berliner Hauptbahnhof über Zehlendorf und Dreilinden nach Griebnitzsee wirtschaftlich nicht lohne. Das Projekt wurde auf Eis gelegt.

Neubau nötig

Ob die Streckcverlängerung kommt, entscheiden am Ende die Länder Berlin und Brandenburg

Ein fataler Trugschluss. Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf registrieren seit Jahren einen boomenden Bevölkerungszuwachs; Zehntausende Pendler drängen täglich nach Berlin, auf vollen Straßen und unzuverlässigen Schienensträngen. Das wird sich weiter zuspitzen. Dieses Wachstum im Korridor Berlin-Potsdam könne nur mit der wieder erweckten Stammbahn beherrscht werden, sagt die Bahn. Derzeit werden zwei Ausbau-Varianten diskutiert: die Stammbahn als S-Bahn oder als Fernbahn- oder Regiostrecke? Beide Optionen sollen geprüft werden.

Bis dahin sieht Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek eine Übergangslösung: Regios aus Richtung Potsdam, die bislang in Wannsee enden, könnten auf einer derzeit nur selten von Güterzügen genutzten Strecke umsteigefrei über Zehlendorf bis zum Rathaus Steglitz durchfahren. Während dafür in Zehlendorf ein bereits vorhandener Bahnsteig lediglich modernisiert werden müsste, muss in Steglitz ein neuer gebaut werden. „Rund drei Millionen Euro reichten dafür, einschließlich der Signaltechnik“, so Kaczmarek. Das wäre ein großer Gewinn für alle Berliner und Brandenburger Pendler. Zuvor allerdings müssen beide Länder die Streckenverlängerung bestellen, die sie bislang nicht auf dem Schirm hatten.

Lästiges Umsteigen

Steglitz-Zehlendorf fordert seit vielen Jahren bessere Verkehrsanbindungen nach Brandenburg. Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD) erklärt dazu: „Die Verlängerung der RB 33 bis Rathaus Steglitz wäre sinnvoll, weil dann für viele das lästige Umsteigen in Wannsee wegfiele. Potsdamer kämen schneller nach Berlin und Berliner direkter ins Umland.“

Fahrzeit halbiert

Allerdings betrachtet auch Karnetzki dieses Vorhaben nur als Zwischenlösung: „Unser Favorit bleibt der Ausbau der Stammbahn“. Mit ihr würden sich die Fahrtzeiten – etwa von Zehlendorf zum Berliner Hauptbahnhof oder von Kleinmachnow zum Potsdamer Platz – von derzeit weit mehr als 30 Minuten um die Hälfte reduzieren. Das wäre deutlicher Anreiz für pendelnde Autofahrer, auf die Bahn umzusteigen, so Karnetzki. „Auch würde die Stammbahn weiter entfernt liegende Pendlerströme aufnehmen. Das wäre eine Ausbaureserve für die bereits stark überlastete Stadtbahn.“

Jürgen Zweigert, Bilder: imago/Frank Sorge