Strassenbild: „Müll & The Gang“ wollen das Umweltbewusstsein  stärken.

Unüberhörbar und unübersehbar marschiert die bunte Truppe durch die Oranienstraße in Kreuzberg. Mit großen Besen, uniformartigen Kostümen und Trillerpfeifen bewaffnet stellen sie jeden zur Rede, der seinen Müll einfach auf die Straße wirft. Als aus einer Ladentür eine Fastfood-Verpackung fliegt, ist die Truppe von „Müll & The Gang“ nicht mehr zu halten und stellt den Übeltäter umgehend: Es ist der  Angestellte des Ladens! Mit Humor, nicht mit Autorität, und zur  Freude und Verwunderung von Passanten gehen sie zur Sache. Damit ist das Ziel erreicht – Bewusstsein schaffen für das Müllproblem und einen verantwortungsvolleren Umgang damit.

Hinter „Müll & The Gang“ verbirgt sich eine Gruppe von jungen Schauspielern unter der Leitung von Regisseurin Andrea Bittermann, die mit ihrer Straßen-Performance auf die Müllproblematik aufmerksam machen wollen. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann bekommen wir echte Probleme“, sagt die Regisseurin am Rande der Aktion. Die Vermüllung des öffentlichen Raums sei nur ein Teil des Themas.  Die Vermeidung von Abfällen  und die richtige Trennung sei ebenso wichtig. Nicht zum ersten Mal kümmert sie sich deshalb mit ihrem  Team um das Thema.

Positive Reaktionen

Zigarettenkippen, Papier, Sonnenblumenkerne, Kronkorken  und noch ganz anderer Unrat gehören so sehr zum Bild an der Oranienstraße, dass sich kaum einer geniert, seinen Abfall einfach fallen zu lassen. Mit Aktionen wie der Straßenperformance an der Oranienstraße ist das Thema jedoch offenbar gut und wirksam in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Positiv fallen deshalb auch  die Reaktionen der Passanten auf die Schauspieler aus.  Fast jeder schaut der Truppe hinterher, wie sie im Takt  zur Trillerpfeife den Gehweg fegt, demonstrativ theatralisch Verpackungsreste aufsammelt und mit allen,  die zu lange stehen bleiben, über das richtige Sortieren der gefundenen Abfälle spricht.  Um irritierte internationale Gäste kümmern sich die Akteure auch gerne mal in englischer und spanischer Sprache, klären auf und werden dabei auch ihre Botschaft los.  Ob  das Ganze Langzeitwirkung hat, wird sich zeigen.

Abweisend reagieren nur ganz wenige von denen, die unmittelbar mit ihren Umweltsauereien konfrontiert werden. Für die gibt es deutlich sichtbar eine „rote Karte“ – die härteste Sanktion, die „Müll & The Gang“ sich herausnehmen.  Die Gäste eines Straßencafés beobachten eine solche Szenerie genau und scheinen sich zu amüsieren.  Für die quirlige Truppe war also auch dieser  Fall ein Erfolg.   Um den mit roter Karte belohnten Dreck kümmert sich derweil der  Abfall-Profi von der Berliner Stadtreinigung. Dass er die Szene miterlebt, ist ohnehin nur  Zufall.  Finanziert  durch die Stiftung Naturschutz haben „Müll & The Gang“ bereits drei Aufführungen  an der Oranienstraße hinter sich gebracht. Dieses Wochenende sind sie an der Weserstraße unterwegs, am kommenden Wochenende spielen  sie erneut an der Oranienstraße. Zu sehen sind sie dann jeweils freitags, samstags und sonntags ab 16 und ab 17 Uhr.

Oliver Schlappat, Bild: Oliver Schlappaat