Warum der Wedding keinen Anschluss findet.

Die 21 als Bezeichnung für Verkehrsprojekte zu nehmen, birgt offensichtlich Risiken. Das wissen interessierte Menschen spätestens seit der umstrittenen Tieferlegungsaktion Stuttgart 21. Doch während dort mit viel Getöse ums Für und Wider gekämpft wurde und wird, scheint sich in Berlin das Projekt mit der Nummer 21 ganz im Stillen und von ganz allein zu versenken. Und das im wortwörtlichen Sinne. Die Rede ist vom Bau der S-Bahnlinie 21, die spätestens Ende 2017 den nördlichen Ring mit dem Hauptbahnhof, später einmal sogar mit dem Potsdamer Platz verbinden sollte. Inzwischen steht fest, dass aus diesem Termin nun wohl nichts mehr wird.

CR_LVS_MI_21_TitelgeschichteNach Informationen der Berliner Zeitung ist unweit vom Hauptbahnhof Nässe in die Baustelle eingedrungen. „Im südlichen Bereich gibt es Probleme mit dem Baugrund“, bestätigt ein Bahnsprecher. Das Grundwasserproblem sei an der Minna-Cauer-Straße aufgetreten, wie die Nordausfahrt des Tiergartentunnels heißt, schreibt unser Schwesterblatt. Aus Bahnkreisen war zu erfahren, dass das Problem jetzt erst einmal analysiert werden und danach die Planung angepasst werden müsse. Hört sich ganz so an, als wenn sich da ein größeres Problem aufgetan hat, dass nicht so einfach zu lösen ist.

Schon jetzt steht fest, dass das vor 16 Jahren begonnene S21-Projekt mehr als 300 Millionen Euro kosten wird. Aufgrund der Planungsänderungen und der allgemeinen Baupreisentwicklung sind Kostensteigerungen eingetreten“, bestätigte denn auch die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eine Anfrage der Piratenpartei. Die geht inzwischen von Mehrkosten in Höhe von 90 Millionen Euro aus. Das Verrückte daran: Je teurer das Projekt wird, desto weniger bleibt von ursprünglichen Plänen übrig. Hauptgrund: Bei der überhasteten Fertigstellung des Hauptbahnhofs, der 2006 als zentraler Verkehrsknoten für die Fußball-WM diente, wurde ordentlich geschlampt. So entsprechen die unterirdischen Bauten, die einmal die S21-Station Hauptbahnhof beherbergen sollten, in keiner Weise den baurechtlichen Vorschriften.

Als Alternative wird jetzt offensichtlich ein provisorischer Tunnelbahnhof nördlich der Invalidenstraße geplant. Vor dort sollen alle zehn Minuten Vier-Wagen-Züge über den S-Bahnhof Wedding nach Gesundbrunnen pendeln. Ein geplanter Abzweig Richtung Westhafen ist dann ebenso erst einmal obsolet wie der Weiterbau Richtung Potsdamer Platz. In den Sternen steht auch der Hochbahnhof Perleberger Straße, der die zukünftige Europa-City entlang der Heidestraße ans S-Bahn-Netz anbinden sollte. Hier, so heißt es jetzt aus der Senatsverwaltung, müssten vor der Aufnahme „vertiefender Planungen“ noch Fragen „zum Nutzen und zur Wirtschaftlichkeit“ geklärt werden.

Ulf Teichert / Bilder: Ulf Teichert / DB/S-Bahn Berlin