Blick von oben auf den Strand.
Diese Orte sollten Sie besser meiden in diesem Jahr. Bild: iStock/Getty Images Plus/R.M. Nunes

Umweltkatastrophen, Einheimische, die vor den Touristenmassen die Flucht ergreifen und verschmutzte Meere: Viele beliebte Reiseziele leiden unter dem Besucherandrang. Der Reiseführer Fodor hat Orte gesammelt, die Urlauber 2023 lieber nicht ansteuern sollten.

In Venedig herrscht derzeit ein für die Jahreszeit sehr ungewöhnliches „Aqua Basse“, also Niedrigwasser. In Amsterdam leiden die Einheimischen unter den Massen an Touristen, die sich jeden Tag in den engen Gassen der niederländischen Hauptstadt drängen. Und in Thailand setzt die Regierung künftig auf Klasse statt Masse. Welche Urlaubsorte besonders unter dem Tourismus und zunehmender Verschmutzung leiden, listet regelmäßig der Reiseführer Fodor auf. Diese Reiseziele sollten 2023 besser vermieden werden:

Frankreichs Steilküsten

Die Steilküsten unseres Nachbarlandes sind aktuell stark von Erosion betroffen. Neben Wettereinflüssen sind daran auch die zunehmenden Touristenmassen schuld. Der Ort Étretat in der Normandie etwa musste im vergangenen Jahr sein Klärsystem ausschalten, weil es mit dem Ansturm an Besuchern nicht zurechtkam. Zeitweise waren dreimal so viele Besucher wie Einwohner in der Kleinstadt unterwegs. Wandertourismus führt hier zudem zu immer häufigeren Erdrutschen.

Lake Tahoe in Kalifornien

Am Lake Tahoe kommt es wegen steigender Besucherzahlen zu Staus und Umweltverschmutzung. Vor allem in der Pandemie haben sich viele Menschen am Lake ein zweites Zuhause aufgebaut. Diese neuen Anwohner und die vielen Touristen sorgen dafür, dass der für sein kristallklares Wasser bekannte See, zunehmend verschmutzt. „Wir müssen der Natur eine Pause gönnen“, sagt Scott Robbins, Sprecher der Tahoe Nachbarschaftsgruppe.

Antarktis

Auch wenn die Antarktis nicht bei vielen Reisenden auf der Liste steht, zieht es doch jedes Jahr Tausende Menschen in diesen Teil der Erde. Vor allem die Antarktische Halbinsel ist ein beliebter Anlaufpunkt für abenteuerlustige Urlauber – und ein Ort, an dem der Klimawandel besonders deutlich wird. Jeder Reisende, der mit Schiff oder Flugzeug in die Antarktis kommt, trägt zu einem Fortschreiten der Eisschmelze bei. Reisende sollten sich in diesem Jahr also vielleicht ein anderes Ziel für ihren Abenteuertrip suchen.

Venedig und die Amalfi-Küste

Venedig ächzt seit Jahren unter den Besuchermassen. Rund 80.000 Touristen strömen im Durchschnitt pro Tag in die Lagunenstadt. Im Sommer kommen auf einen Venezianer knapp 370 Touristen. Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren, wurden im Jahr 2021 bereits Kreuzfahrtschiffe vom Markusplatz verbannt. Seit diesem Jahr muss zudem ein Eintrittsgeld von drei bis zehn Euro gezahlt werden.

Venedig
Starkes Niedrigwasser in Venedig. Bild: IMAGO/NurPhoto

Staus und volle Strände waren in den vergangenen Sommern an der Amalfi-Küste an der Tagesordnung. Zeitweise gab es kein Durchkommen für Rettungswagen und Poliziautos. Wer nicht im Stau stehen und zur CO2-Belastung dieser wunderschönen Region beitragen möchte, sollte in diesem Jahr einen Bogen um die Urlaubsregion machen

Amsterdam

Über zu viele Urlauber klagen auch die Amsterdamer regelmäßig. Die Stadt reagierte mit der Verbannung von Bier-Bikes aus der Innenstadt, der Entfernung des beliebten Schriftzugs „I love Amsterdam“ und der Senkung der täglich erlaubten Einreisenden am Flughafen Schiphol. Außerdem sollen mehr Touristen in andere Stätde des Landes gelockt werden.

Thailand

Eines der beliebtesten Fernreiseziele der Deutschen will künftig eher auf Klasse statt auf Masse setzen, wenn es um seine Urlauber geht. 2019 kamen rund 40 Millionen Besucher nach Thailand. Das Land will nun weniger Touristenmassen anlocken, dafür auf „High-End-Reisende“ setzen.  Außerdem werden die Nationalparks nun jedes Jahr für mindestens einen Monat komplett geschlossen. Den positiven Effekt einer solchen Schließzeit nahmen Thailänder während der Pandemie wahr, als die Parks für mehrere Monate geschlossen waren.

Der aus dem Film „The Beach“ bekannte Strand Maya Bay, Phi Phi Leh, war so von den Besuchermassen und Verschmutzung betroffen, dass der Abschnitt 2018 geschlossen werden musste. Nach dreieinhalb Jahren Pause hat die Bucht auf Koh Phi Phi nun wieder geöffnet. Heute dürfen allerdings weder Menschen hier schwimmen noch Boote den Strand ansteuern. Da sich viele Urlauber nicht an die neuen Regeln gehalten haben, wurde der Strand im August and September 2022 erneut gesperrt. Klingt also nicht nach einem Ziel, das in diesem Jahr angesteuert werden sollte.

Maui, Hawaii

Maui gilt als wahres Reiseparadies: malerische Strände, viel Grün und exklusive Hotels machen die Insel zu einem beliebten Reiseziel, unter anderem bei Hochzeitspaaren. Weniger paradiesisch ist der Tourismusandrang allerdings für die Einheimischen. Die werden regelmäßig aufgefordert, ihren Wasserverbrauch zu regulieren. Wer etwa beim Autowaschen oder beim Wässern des Gartens erwischt wird, muss bis zu 500 Dollar Strafe zahlen. Ganz anders sieht es bei den teuren Hotels auf der Insel aus. Hier werden Golfplätze bewässert, großzügige Poolanlagen gepflegt und Sprinkleranlagen betrieben. „Hört auf, nach Hawaii zu kommen“, twitterte deshalb im vergangenen Jahr der ehemalige Abgeordnete im Repräsentantenhaus, Kaniela Ing. „Sie behandeln uns wie Bürger zweiter Klasse“, so Ing.

Maui
Paradiesisch, zumindest für Urlauber: Maui. Bild: iStock/Getty Images Plus/ShaneMyersPhoto

Ein weiteres Problem sind die Urlauber, die sich eine Ferienwohnung auf der Insel kaufen, sie aber nur wenige Wochen im Jahr bewohnen. Dadurch erhöht sich die Wohnungsknappheit auf Maui, viele Einheimische müssen wegziehen, weil die Mieten steigen. Zudem nimmt die Zahl der Obdachlosen stetig zu.

Text: red/kr