Freie Universität Berlin sieht Vorwürfe im Plagiatsskandal bestätigt.
Das Präsidium der Freien Universität (FU) Berlin hat beschlossen, dem Reinickendorfer Bundestagsabgeordneten und CDU-Chef Frank Steffel den Doktortitel zu entziehen. Der Beschluss fiel einstimmig. Gegen die Entscheidung ist eine Klage vor dem Verwaltungsgericht möglich.
Vorsatz bestritten
Dem 52-Jährigen (hier ein Archivbild) wird laut einer am Montag veröffentlichten Mitteilung der FU Berlin vorgeworfen, dass er in seiner Arbeit an zahlreichen Stellen wörtliche oder fast wörtliche Übernahmen in erheblichem Umfang nicht als solche gekennzeichnet hat. „Für jede der vom Gremium überprüften Passagen gibt der Verfasser in seiner Dissertation zwar eine Quelle an. Es wird jedoch nicht ersichtlich, dass er wörtlich oder fast wörtlich Texte anderer Autoren in seine Dissertation eingefügt hat und in welchem Umfang.“ Steffel sei die Möglichkeit eingeräumt worden, sich zu den Vorwürfen zu äußern. In seiner Stellungnahme habe er insbesondere darauf hingewiesen, dass er keinen Täuschungsvorsatz gehabt habe.
Ebenso habe er auf die Darlegungen zur Zitierweise seines damaligen wissenschaftlichen Betreuers im Promotionsverfahren verwiesen. Dazu wurden Stellungnahmen von Mitgliedern der damaligen Promotionskommission eingeholt sowie vom damaligen Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft. „Unter Berücksichtigung aller Stellungnahmen bejahten das Prüfungsgremium und das Präsidium der Freien Universität Berlin eine zumindest bedingt vorsätzliche Täuschung und eine Verletzung des Gebotes der wissenschaftlichen Redlichkeit“, so die FU. „Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft distanziert sich von der Darstellung des wissenschaftlichen Betreuers der Dissertationsarbeit, der zufolge die von Frank Steffel gewählte Zitierweise damals am gesamten Fachbereich Wirtschaftswissenschaft üblich gewesen sei.“
Ehemaliger Hoffnungsträger
Nach dem Ende der Ära Eberhard Diepgen galt Steffel als Hoffnung der Berliner CDU. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2001 trat der von einer PR-Agentur als als „Kennedy von der Spree“ vermarktete Politiker als Spitzenkandidat an, unterlag aber Klaus Wowereit (SPD). Seit 2009 gehört er dem Bundestag an. Den CDU-Kreisverband führt Steffel seit 2001. Im Januar hatte er bekanntgegeben, beim Kreisparteitag am 22. Februar nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren. Als Nachfolger ist Bezirksbürgermeister Frank Balzer im Gespräch.
Datum: 6. Februar 2019. Text: Redaktion. Bild: Jens Ahner