400 Kilogramm Trauben vom Humboldthain werden nun zu Sekt verarbeitet.
Bereits seit dem Jahr 1987 wird direkt am Volkspark Humboldthain, nur ein paar Schritte vom gleichnamigen S-Bahnhof entfernt, Wein angebaut. Das wissen viele Menschen nicht, auch wenn ihr Weg sie täglich dort entlang führt. Kein Wunder, begehbar für die Öffentlichkeit ist die kleine Großstadtoase nämlich nicht. „Der Weinberg befindet sich auf dem Betriebsgelände vom Revierstützpunkt Humboldthain. Er gehört dem Bezirksamt Mitte“, erklärt Heike Tielscher vom Grünflächenamt. Er ist mit seinen 800 Quadratmetern eher von der kleinen, aber feinen Sorte. Trotzdem konnten 400 Kilogramm Trauben in der vergangenen Woche geerntet werden. In der badischen Gemeinde Achkarren im Kaiserstuhl werden sie nun zu feinem Sekt, dem „Humboldthainer Hauptstadtsekt“, verarbeitet.
Reben als Geschenk
In den Jahren 1987 bis 1989 wurden 369 Reben der Sorten „Grauer Burgunder“, „Müller Thurgau“, „Pinot Blanc“, aber auch weniger bekannten wie „Königin der Weingärten“, „Frühe Madeleine“, „Perle von Czaba“ oder „Roter Malvasier“ gepflanzt. Grundlage der Idee war die Partnerschaft mit Achkarren, die die ersten 99 Reben „Grauer Burgunder“ als Geschenk mitbrachte. Die Partnerschaft hält seit jeher an. Das Gartenbauamt Wedding hatte am Fuße des 86 Meter hohen Bunkerberges ideale Voraussetzungen für die Weinreben geschaffen. Ein Erdhügel wurde mit Schiefergestein angelegt. Denn für das Gedeihen der Reben ist der Schiefer unerlässlich, er speichert die Wärme der Sonnenstrahlen und reflektiert sie. Schon 1989 konnten die ersten 100 Kilogramm Trauben geerntet werden. Vorher eigneten sich die Mitarbeiter noch emsig Wissen über Wein und deren Anbau an. Mit Erfolg.
Für besondere Anlässe
Mittlerweile wird das Vierfache einmal jährlich zur Saison von den Reben gepflückt. Die 400 Kilogramm wurden nun in den Süden gekarrt, werden dort versektet und kommen im nächsten Jahr in Form von 200 Flaschen Hauptstadtsekt wieder zurück. Gelagert werden sie an einem geheimen Ort im Bezirksamt und zu besonderen Anlässen – zum Beispiel bei Verabschiedungen, Dienstjubiläen, für Auszeichnungen verdienter Bürger und als Gastgeschenk für Städtepartnerschaften – weitergereicht. Im Handel verkäuflich ist der Sekt leider nicht und so kommen nur ganz ausgewählte Berliner in den Genuss, den guten Tropfen einmal zu probieren. Der Weinanbau in Berlin wird rein rechtlich nur geduldet. Kommerzielle Zwecke dürfen nicht damit verbunden sein. Denn das Deutsche Weingesetz zählt 26 Anbaugebiete. Und Berlin gehört nicht dazu.
Sara Klinke, Bild: Thinkstock/ThongRo Images