Anwohner übergeben Petition an Henkel.
Einst galt das RAW-Gelände als Hort für alternative Kultur und kreative Nischen. In den letzten Jahren entstand dort Berlins größte Partymeile. Mit den Clubgästen nahmen Straftaten wie Drogenhandel, Diebstahl und Überfälle zu. Eine Gruppe von Anwohnern hat genug davon. In einer Petition im Internet fordern sie unter anderem mehr Polizei vor Ort. Am 23. Mai will die Initiative „Die Anrainer“ ihre Petition an Innensenator Frank Henkel (CDU) bei einem Kiezspaziergang übergeben. Unterschrieben haben 3.103 Menschen, das ist etwa ein Drittel der Kiezbewohner. Die Mitglieder der Initiative sind zwischen 20 und 80 Jahre alt, darunter sind Studenten, Handwerker und Unternehmer und Mieter.
„Die Anrainer“ verlangen ein „nachhaltiges Gesamtkonzept“ zur Bewältigung des ausufernden Drogenhandels in ihrer Nachbarschaft. Dabei sei es nicht mit mehr Lampen oder Polizeieinsätzen getan. „Hier geht es um soziale Fragen und Integration, aber auch um das Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Ohne die vielen erlebnishungrigen Nachtschwärmer gäbe es auch den offenen Straßenhandel nicht“, so Sprecherin Karola Vogel. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) und Henkel müssten gemeinsam nach realistischen und wirksamen Lösungen suchen. Dieser Schritt ist momentan allerdings kaum zu erwarten. Herrmann und Henkel haben sich in den letzten Monaten gegenseitig heftige Attacken zum Thema Verbrechensbekämpfung geliefert. Unterstützung erhalten „Die Anrainer“ aus dem Abgeordnetenhaus. „Der Druck auf die Drogenhändler muss jeden Tag so groß sein, dass Diebe und Dealer die Lust verlieren, entlang der Revaler Straße unterwegs zu sein“, fordert der Friedrichshainer Abgeordnete Sven Heinemann (SPD). Die Polizei müsse dauerhaft präsent sein, dafür brauche es mehr Personal für den zuständigen Polizeiabschnitt. Die Senatsinnenverwaltung verweist darauf, dass die Polizei gerade zu den kritischen Zeiten, etwa an den Wochenenden, verstärkt vor Ort sei. Die Zahl der ermittelten Drogendelikte rund um das RAW-Gelände stieg von 384 im Jahr 2013 und 676 im Jahr 2014 auf 1.117 im vergangenen Jahr. Rund jeder zweite Fall hatte 2015 mit der Abgabe oder dem Besitz von Cannabis zu tun. Zudem verweist die Innenverwaltung auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt, der Eigentümergemeinschaft des RAW-Geländes und der Berliner Clubcommission. Die Einsatzkräftestunden lagen im vergangenen Jahr bei 36.526, das waren sechsmal so viele wie in 2014. Erbracht wurden sie von Dienststellen in ganz Berlin. Für dieses Jahr gibt die Behörde keine Prognose ab. Seit Jahresbeginn wurden 126 Einsätze mit 10.665 Einsatzkräftestunden gezählt. 756 Menschen wurden überprüft und 73 festgenommen.
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