Rollberge soll in Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen werden
Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und eine schwächelnde Infrastruktur: Seit Jahren befindet sich Rollberge im Abwärtsstrudel. Die Bezirksverordnetenversammlung hat jetzt ein Instrument auf den Weg gebracht, um den Negativtrend zu stoppen: Über das Programm „Soziale Stadt“ soll ein Quartiersmanagement (QM) eingerichtet werden.
Besorgniserregender Trend
„Seit mehreren Jahren ist für die Rollberge-Siedlung ein Abwärtstrend zu beobachten“, heißt es in der Begründung des Antrags der SPD-Fraktion. „Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung des Jahres 2015 ist ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht: Die Siedlung weist mit einem Index von 4- eine negative Dynamik und einen sehr niedrigen Status aus, was dem niedrigsten Wert entspricht. Diese Entwicklung ist besorgniserregend.“
Um das Zusammenleben der Bewohnerschaft zu stabilisieren, gute Bildungschancen sicherzustellen sowie eine Aufwertung und dauerhafte Verbesserung der sozialen Infrastruktur und des Wohnumfeldes zu erreichen, sei eine Intervention durch entschlossenes und kooperatives Verwaltungshandeln unter Einsatz von Mitteln der Städtebauförderung erforderlich. Aus Mitteln des Programms „Soziale Stadt“ werden auch die Quartiersmanagement-Büros finanziert. Derlei Anlaufstellen gibt es bereits für den Lettekiez und das Gebiet rund um die Auguste-Viktoria-Allee.
Als Start für eine Förderung von Rollberge über das Programm „Soziale Stadt“ stellt ein Sprecher des Bezirksamts das kommende Jahr in Aussicht. „In Berlin besteht der Grundsatz, dass die Anzahl der QM-Gebiete nicht erhöht werden soll“, so der Sprecher. „Deshalb ist es notwendig, dass andere Gebiete verstetigt, das heißt, aus der Förderkulisse entlassen werden müssen, damit neue aufgenommen werden können. Dieser Prozess ist bereits im Gange. Rechnerisch gebe es Plätze für zehn neue Gebiete. Ein Beschluss, um welche Gebiete es sich handeln wird, habe der Senat noch nicht gefasst. „Der Bezirk hofft, dass ein entsprechender Beschluss noch in diesem Jahr für die Rollbergesiedlung erfolgen wird. Eine Förderung könnte dann voraussichtlich ab Mitte 2019 beginnen.“
Kinder unterstützen
„Beim Anteil der Transferleistungsbezieher, der Arbeitslosigkeit und der Kinderarmut weist die Rollberge-Siedlung bezogen auf die Gesamtstadt mit die höchsten Werte auf“, beschreibt Angela Budweg, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Bezirksfraktion, die Situation in der Siedlung. „Es müssen Anstrengungen unternommen werden, Kinder aus benachteiligten Familien schon in der Kita und später in der Schule beim Lernen zu unterstützen. Durch zusätzliches Personal und kreative Ideen können die Einrichtungen, die häufig personell unterausgestattet sind, neue Wege beschreiten, sich individueller um die Kinder zu kümmern, ihre Potenziale entdecken und entwickeln und die Eltern motivieren und befähigen, ihre Kinder besser zu begleiten.“
Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens, etwa Hoffeste oder gemeinsames Gärtnern. Als sichtbare Maßnahmen, seien die bauliche Aufwertung von Schulen, Kitas, Spiel- und Freiflächen von immenser Bedeutung, so Budweg. „Für diesen ganzen Prozess braucht es einen langen Atem. Aber es gibt zahlreiche engagierte Akteure vor Ort, etwa die Bildungseinrichtungen und die Kirchengemeinde, die das Rückgrat für ein künftiges soziales Netzwerk bilden können.“
Datum: 5. Oktober 2018. Text: Nils Michaelis. Bild: Sekamor/Wikimedia Commons