Deutsche Mittelgebirge im Winterurlaubs-Check.
Winterurlaub in den deutschen Mittelgebirgen kommt für viele Skifahrer nicht wirklich in Frage. Wenig Pistenvielfalt, nicht schneesicher – und überhaupt: Gipfel, die allenfalls die 1.000-Meter-Marke knacken? Langweilig! Zugegeben, an manchen dieser Argumente ist etwas dran, andere aber sind leicht zu widerlegen, wie eine Umfrage in Wintersportregionen im Schwarzwald, im Hochsauerland, in der Rhön, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald zeigt. Sie belegt zugleich, dass ein Winterurlaub im Mittelgebirge unbestritten auch Vorteile bietet. Hier kommen fünf Thesen, die an dieser Stelle einer kritischen Überprüfung bedürfen:
Die Pistenvielfalt
Skiresorts mit Hunderten Kilometer Piste suchen Wintersportler in den deutschen Mittelgebirgen zwar vergeblich. Verstecken müssen sich die Gebiete aber auch nicht: Rund um den Feldberg im Hochschwarzwald zum Beispiel erschließen 38 Lifte mehr als 60 Kilometer an Abfahrten. Das Skiliftkarussell Winterberg im Hochsauerland am Kahlen Asten – 842 Meter hoch – kommt auf eine ähnliche Kilometerzahl, die durchaus der eines mittleren Alpen-Skigebiets entspricht. Bei der Mehrheit der Gebiete ist die Pistenübersicht aber deutlich rascher studiert. An der Wasserkuppe in der hessischen Rhön gibt es sechs Pisten mit insgesamt 4 Kilometern Länge. Am 1456 Meter hohen Großen Arber im Bayerischen Wald sind es nach Angaben der örtlichen Bergbahn insgesamt 14 Kilometer. Immerhin: Die Palette reicht auch hier von leichten blauen bis hin zu schwierigen schwarzen Pisten.
Zur Schneesicherheit
Das ist so pauschal falsch – es kommt auf das Gebiet an. Die größeren Destinationen haben viel Geld in Beschneiungsanlagen investiert. Am Feldberg, wo den Angaben zufolge rund 30 Prozent der Pisten beschneit werden können, läuft die reguläre Saison von Mitte Dezember bis Mitte April. In Winterberg sei in den vergangenen 15 Jahren fast jede Saison das Ziel von 80 bis 90 Betriebstagen erreicht oder gar deutlich überschritten worden, trotz schwankender Temperaturen im Winter, berichtet Tourismusdirektor Michael Beckmann. Am Fichtelberg bei Oberwiesenthal im Erzgebirge, dem mit 1.215 Metern höchsten Gipfel Sachsens, kann von Anfang oder Mitte Dezember bis Ende März dank Beschneiung und eines zuverlässigen Naturschneeanteils der Skibetrieb gesichert werden, wie der örtliche Lift- und Seilbahnbetreiber angibt.
In der Nähe
Das ist unbestritten ein Riesenvorteil. Der Weg von Berlin ins Erzgebirge, von Hamburg in Richtung Harz oder von Köln ins Sauerland ist erheblich kürzer als die Strecke in die Alpen. Auch Verkehrsaufkommen und Staugefahr seien wesentlich geringer, erklärt Andreas Stadler von der Arber-Bergbahn. Das macht die deutschen Mittelgebirge zum idealen Ziel für Kurzurlaube und Wochenendausflüge.
Die Preise
Ein Argument, das in der Umfrage von fast allen Skigebieten genannt wurde. Verglichen mit alpinen Top-Skigebieten kostet der Skipass sicherlich weniger. Nach Angaben des Portals „Snowplaza.de“ können Wintersportler in kleineren deutschen Gebieten bei anfallenden Posten wie Skischule, Unterkunft und Skiverleih teils mehr als 70 Prozent einsparen im Vergleich zu großen Skiresorts in Österreich.
Für Familien
Die Pisten sind kürzer, die Gebiete übersichtlicher: Wer mit kleineren Kinder in den Winterurlaub fährt, sieht das sicher als Vorteil. Und viele Betreiber betrachten Familien als wichtige Zielgruppe. Insofern steckt hinter dieser These viel Wahres. Meist geht es in den Gebieten auch nicht nur um Abfahrtski und Snowboard. Die Destinationen setzen auch auf Langläufer, Winterwanderer und Rodler, was sich im Angebot widerspiegelt. Am Feldberg zum Beispiel gibt es ein Netz von insgesamt 120 Kilometer Loipen, rund um Winterberg sind es bis zu 150 Kilometer. Was alle Destinationen gemeinsam haben: lange Rodelbahnen für Schlitten-Fans. Fazit: Für einen Urlaub im Mittelgebirge sprechen viele gute Gründe. Lange Abfahrten von hohen Bergen gibt es zwar nicht, dafür sind die Kosten aber vergleichsweise niedrig und die Anreise kürzer als in die Alpen.
Datum: 19. Dezember 2019, Text: dpa, Bild: Hochschwarzwald Tourismus GmbH/dpa-mag