Fünf von 13 öffentlichen Toiletten im Bezirk werden in den Jahren 2019 und 2020 außer Betrieb sein.
Zum Jahreswechsel 2018/19 werden die öffentlichen City-Toiletten der Firma Wall in Berlin abgebaut. Der Vertrag zwischen dem Senat und der Wall GmbH wird dann nach 25 Jahren enden. Das sogenannte Koppelungsgeschäft regelte in dieser Zeit den Betrieb der Toilettenhäuschen: Der Bezirk bekam kostenlose Toiletten von Wall an Wunschorte installiert und im Gegenzug erhielt das Unternehmen Orte im Bezirk zur Verfügung gestellt, auf denen Wall Plakatflächen an Webetreibende vermarkten durfte. Ab dem 1. Januar 2019 ist dieser Deal Geschichte. Wall – vor wenigen Jahren vom französischen Marketing-Riesen JC Decaux aufgekauft – wird die öffentlichen Toiletten abbauen. Der Senat wird bis dahin ein eigenes Konzept präsentieren, das für Ersatz sorgen soll.
Geplanter Engpass
In einer Übergangsphase wird es weniger öffentliche Toiletten in Berlin geben ¬ so auch in Marzahn-Hellersdorf. „Von den 13 Toiletten, die Wall hier im Bezirk betreibt, werden in der Zeit zwischen 2018 bis 2020 zunächst einmal nur acht weitergeführt werden“, erläutert Johannes Martin (CDU), der in dieser Angelegenheit verantwortliche Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Straßen und Grünflächen. Die Toiletten in der Quedlinburger Straße/Stendaler Straße, in der Debenzer Straße, an der Neuen Grottkauer Straße an der Hellersdorfer Straße 227/Kastanienallee 1 und am Boulevard Kastanienallee werden in diesen Jahren fehlen.
Markt mit Lücke
„Auch an der Roedernstraße wird die City-Toilette ohne sofortigen Ersatz dann abgebaut werden. Dort wird diese Möglichkeit besonders an den Wochenmarkttagen fehlen“, erläutert Christian Gräff, der Marzahn-Hellersdorfer bau- und wohnungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Gräff fordert den Senat zur Rückkehr zum bewährten Konzept auf. „Die City-Toiletten müssen von Wall weiterbetrieben werden. Und zwar vorzugweise, indem die bisherigen Verträge fortgesetzt oder angepasst werden.“
Neue Kriterien
Jetzt sei es dringend an der Zeit den Vertrag zwischen Wall und Senat wieder neu zu verhandeln. Die Koppelung zwischen Werbegeschäft und Toilettenbetrieb könne durchaus neu gestaltet werden, ohne dass das Kartellamt Einwände erheben könnte. „Andere Großstädte machen doch vor, dass die Vergabe der Leistungen sehr gut funktionieren kann“, so Gräff, der befürchtet, dass der geplante Aufbau einer senatseigenen Betreibergesellschaft den Steuerzahler sogar unterm Strich sehr teuer zu stehen kommen kann. Und das für Toiletten, die nicht adäquat funktionieren.
Kompostlösung
„Anstatt das gut funktionierende System der City-Toiletten weiter zu betreiben, setzt der Senat auch auf Kompost-Toiletten im Zuge eines Bio-Pilotprojektes. Die sind aber weniger geeignet, um als stark frequentierte öffentliche Toiletten eingesetzt zu werden“, so Gräffs Argument. Für die City-Toilette auf dem Helene-Weigel-Platz sei der Einsatz dieser Technologie laut Senatspapier geplant.
red, Bilder: Stefan Bartylla